Germany's Next Topmodel - Staffel 13 Folge 3

Wenn sich der Überraschungseffekt einen Urlaub gönnt…


Da steckt Liebe drin! Wenn die Redakteure so sehr mitfiebern, dass sie es nicht mehr aushalten beim Schneiden der Sendung auf die Entscheidung zuzuwarten und stattdessen, noch vor Ablauf der Folge, alle spannenden Fragen selbst beantworten. So wissen wir schon seit Folge eins, dass Zoe es mindestens bis zum Umstyling nach LA schafft, schließlich muss die Arme in diversen Interviews ständig mit einer Kappe herumrennen, um ihre platinblond gefärbten Haare zu verdecken. Welch Spannung also, dass sie es auch heute in die nächste Runde schafft. Auch Gerda ist in der Vorschau beim später anstehenden Casting zu sehen – die Nervosität war daher kaum auszuhalten, ob sie nun beim Shoot Out weiterkommt oder nicht. Und zum Schluss zeigen sie Victoria, die heute wackeln wird, auch noch ungestylt nach der Entscheidung mit Thomas über die künftige Zeit sprechend. Welch ein Wunder - auch sie wird ein paar Minuten später nicht rausfliegen, sondern ein Foto bekommen. Warum schauen wir die Show also noch? Richtig! Weil wir es lieben andere Menschen leiden zu sehen und weil das größte Leid – das Umstyling – erst nächste Woche ansteht, bleiben wir auch diesmal dran. Gut für uns, dass auch gleich zu Beginn dieser Folge so richtig gelitten wird mit dem Fotoshooting der Woche: „Sprung in den Winter“.

 

It’s getting hot in here

 

Weil Heidi ihre Mädchen bestmöglich auf den Modelalltag vorbereiten will, wird dicke Wintermode bei 30 Grad in der Karibik geshootet. Um das Ganze noch realitätsgetreuer zu machen: auf einem Trampolin, schließlich will auch gleich das Fitnesslevel und der Kreislauf der Models getestet werden. Kandidatin eins, die sich mit tonnenschwerer Kleidung ans Set schleppt, ist eine Person namens Franziska. Und obwohl sie genau weiß, worauf es ankommt, nämlich: „immer in Bewegung sein und dabei das Gesicht halten“ (???), mag das nicht so wirklich klappen. Auch Heidi ist sichtlich verwundert, warum die Gute nicht höher springen kann. Dass es an der 83,2 Kilogramm schweren Wollkleidung liegen könnte, ist dabei keine Option. Heidi zeigt sich hilfsbereit und führt Franziska in Hotpants und Seidenbluse vor, wie einfach es doch ist, sich schwungvoll und grazil in die Luft zu katapultieren. Für die bereichernde Erkenntnis, dass Heidi in ihrer Sommerkleidung das viel besser kann, muss sich Franziska höflich vor der Kamera bedanken und ihre aufrichtige Bewunderung aussprechen. Innerlich aber wünscht sie sich vermutlich, ihrer Modelmama auch eines dieser praktischen Outfits überzustülpen und sie nochmal auf das Trampolin zu jagen. Andererseits: sie musste ja auch schon Schlimmeres tragen: die „Esmara by Heidi Klum“ Lidl-Kollektion zum Beispiel.
Auch bei Kandidatin Nummer zwei, eine Julia, die wir gerade zum ersten Mal sehen – aber kein Problem, die verlässt uns diese Folge eh noch – scheint das Hüpfen mit 14 Lagen Kleidung bei gefühlten 45 Grad im Schatten nicht zu funktionieren. Aber auch hier weiß Profi Heidi genau woran es liegt: wieder mal ist nicht der gigantische Kamelhaarmantel gepaart mit sengender Hitze die Ursache, das Mädel scheint nur geistig überfordert zu sein, an Füße und Gesichtsausdruck gleichzeitig zu denken.


Das erste Erfolgserlebnis verzeichnet Brasilianerin Bruna: Nicht nur, dass sie hoch springen kann, sie bekommt erstmals von den Redakteuren keine Untertitel verpasst! Wurde auch Zeit, denn wäre man bei der Untertitelung von Thomas Hayos Anglizismen genauso streng wie bei seinem Schützling Bruna, würde sich nicht mal mehr das Insert für seinen Namen ausgehen.

 

Sexy war gestern – jetzt wird’s „extravagant“

 

Nach Bruna haben dann immerhin alle den Dreh raus: am höchsten springt man, wenn man die Beine weit auseinanderspreizt. Ausgezeichnet, denkt sich Liane, die mit Gerda im Shoot Out ist – war doch ihr Hauptproblem letzte Woche die Beine nicht kreuzen zu können. Die Inszenierung des Shoot Outs erweist sich wieder als besonders dramatischer Moment – müssen es die Redakteure doch so richtig auskosten, da am Ende dieser Folge endlich niemand ins Shoot Out gewählt wird. (Die Redaktion von „red“ wiederum ist entsetzt und fühlt sich ein weiteres Mal gezwungen, die Hälfte der Sendung mit langweiligen Freundschaftsgeschichten von den zwei österreichischen Beißgurken zu befüllen.) Um die Konkurrenz zwischen Liane und Gerda noch mehr zu verdeutlichen, wird die beklemmend tragische „Westworld“-Titelmelodie unterlegt. Soll doch jeder verstehen, dass es sich hier um einen Kampf um Leben und Tod handelt. Und tatsächlich kommt das hin – ein Hitzeschlag ist bei diesen Temperaturen schließlich nicht zu unterschätzen. Während sich die 17-jährige Liane von Heidis lautem Gähnen aus der Ruhe bringen lässt, gibt sich sexy Gerda selbstsicher, denn sie hat ein paar ausgefallenere und „extravagantere“ Posen auf Lager, mit der sie Heidi und den Fotografen restlos von sich überzeugen will. „Zu sexy war gestern“, sagt sie, und wie recht sie damit hat, denn was jetzt kommt, ist alles andere als attraktiv anzusehen. Mein persönliches Highlight: das imaginäre Buch, das sie in der Luft zu lesen scheint, als sie die Hände wie ein an Kurzsichtigkeit leidender Pfarrer  vor ihr Gesicht hält. Auch Heidi findet’s ziemlich lustig und verrät der sich abrackernden Gerda nicht, dass sie sich gerade völlig zum Affen macht. Stattdessen lässt sie sie ein paar noch dubiosere Posen ausprobieren, um sich nachher mit dem Fotografen darüber abzuhauen. Und wenn wir uns alle ehrlich sind, hätten wir es doch genauso gemacht. Gerdas Mühen lohnen sich am Ende trotzdem, wie wir ja seit Anfang der Folge wissen: sie kickt die einzig geistig normale Österreicherin aus dem Rennen.

 

Wo wir auch schon bei den beiden weniger geistig gesegneten Landsfrauen wären: Zoe und Victoria. Bei den „besten Freundinnen“ herrscht ja schon seit Tag eins Krisenstimmung – jetzt bringt aber eine halbleere Wasserflasche das Fass zum Überlaufen. Wagt es doch Vicky der eh schon ramponierten Zoe die Flasche auf den Ellbogen zu werfen. Zoe, deren Schultern, Ellbogen, Knie und Kreuz nach eigener Aussage nämlich kaputt sind, ist entsetzt, wie Victoria sie nur immer an genau jenen Stellen treffen kann, die eh schon in Mitleidenschaft gezogen sind. Stellt sich die Frage: wie oft bewirft Victoria ihre Freundin mit Gegenständen und wäre Zoe das Gesicht, das die einzige heile Stelle an ihrem Körper zu sein scheint, lieber gewesen? Jedenfalls: die Stimmung ist im Arsch und jetzt muss Zoe diesen in einer überdimensional großen Wollhose auch noch auf das Trampolin begeben. Dass das nicht gut gehen kann, war abzusehen. Als Zoe ihrer Persönlichkeit entsprechend wie ein Kleinkind auf dem Trampolin herumspringt, sieht Heidi schwarz und verrät, dass die nächste Entscheidung nicht gut für Zoe ausgehen wird. Blöd nur, dass wir sowieso schon ewig wissen, dass sie weiterkommt, also weiter mit der Handlung.

 

Warum eine, wenn man auch gleich alle nehmen kann?

 

Am nächsten Tag steht das erste große Casting an und „groß“ trifft es wirklich, denn bis auf vier Mädchen werden einfach alle ausgesucht, in der exklusiven Fashion-Show zu laufen. Für die vier Models, die es nicht geschafft haben, natürlich besonders bitter, war die Chance ja gar nicht so klein genommen zu werden. Aber immerhin haben sie die Ehre ihre erfolgreicheren Konkurrentinnen zur Show begleiten zu dürfen und dabei zuzusehen, wie diese gestylt und aufgehübscht werden. Um die Schmach noch etwas zu vergrößern, bekommen alle vier auch noch ein und dasselbe farblose Kleid übergezogen. Spätestens jetzt haben sie kapiert wie austauschbar sie nach der Casting-Pleite sind. Auch Heidi lässt sich nicht nehmen ein paar aufmunternde Worte zu sprechen. Während die 20 anderen Mädels motiviert werden wie super sie nicht sind, erinnert sie die in der Ecke kauernden Ausgestoßenen daran, wie wenig super sie sind. Das war aber auch wichtig, schließlich haben die das bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht mitgekriegt.

 

First face: Heidi Klum

 

Die Show eröffnen sollte eigentlich die in Frankreich lebende Trixi – da hat sie ihre Rechnung aber ohne Heidi Klum gemacht. Denn die liebt einen großen Auftritt und lässt sich von der strengen „Fashion Crowd“, bestehend aus 150 ahnungslosen Touristen aus dem All-inclusive-Hotel von nebenan, auf ihrem Weg über den Catwalk zu ihrem Sitzplatz laut beklatschen. Da sie weder begrüßende Worte spricht, noch sich vorstellt, ist anzunehmen, dass 83 Prozent des hochkarätig ausgewählten Publikums keine Ahnung hat, wer diese Frau in dem unmotivierten Kimono eigentlich ist.

 

Die Show läuft gut, nur Alessandra-Ambrosio-Abklatsch Isabella und Lästerschwester Victoria begehen gravierende Fashion-Faux-Pas: Isabella wagt es in ihrer Pose sowohl nach links als auch nach rechts zu schauen und Victoria hat in der Hälfte des Catwalks keinen Bock mehr und macht kehrt. Auch Gerda bekommt bevor sie den Laufsteg betritt nochmal eine ordentliche „Gnackwatschn“ vom Backstage-Personal verpasst, aber die dürfte gesessen haben, denn sie liefert ab, trotz obernervigem Riesenhut. Heidi ist bis auf die zwei erwähnten Totalaussetzer restlos begeistert und fällt nach der Show dem Designer aus Dankbarkeit seine Kollektion bis ans andere Ende der Welt zu karren um den Hals. Dieser ist sichtlich schockiert und setzt alles daran, die Modelmama bei ihrer aufgezwungenen Umarmung ja nicht zurück zu berühren. Vielleicht tut er das aus Mitleid seinen gerade noch euphorisierten Models gegenüber, die sich jetzt in dem Moment sofort der Entscheidung stellen müssen.

 

Rausgeschmissen wird, wie prophezeit, die unscheinbare Julia – Victoria, Isabella, und die drei anderen Mädchen, die nicht für die Show gecastet wurden, werden nur kurz abgewatscht und dann geht’s für die 23 Models endlich in den Flieger an unsere absolute Lieblingsdestination: zum Frisör! Und der befindet sich wo? In der Stadt, in der Träume platzen und Germanys Next Topmodel so richtig in die Gänge kommt: Los Angeles.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0