Germany's Next Topmodel - Staffel 13 Folge 6

Üben ist was für Amateure

 

Je mehr Staffeln es gibt, desto besser werden die Models – sie können besser laufen als je zuvor, verursachen kaum Catwalk-Katastrophen und können alle möglichen Eventualitäten durch die Vorgängerstaffeln bereits erahnen. Da ist es nur fair, dass es Challenges gibt, auf die man sich sowohl mental als auch physisch so sehr vorbereiten kann wie man will und trotzdem wird sie ein Großteil verkacken. Englisch sprechen zum Beispiel oder ein Video drehen. Diesmal nicht mit blöd gereimtem Werbeslogan, sondern mit Rapgesang und Bootyshake. Noch besser.

 

Eine Nacht lang haben die Mädchen Zeit gemeinsam mit einer Kollegin aus dem gegnerischen Team sowohl Text als auch Choreo eines außergewöhnlich unmelodischen Liedes einzustudieren – bei einer Mengenanzahl von fünf Textzeilen und sieben Handbewegungen pro Person, durchaus machbar. Daher muss etwas anderes passieren, das die Mädchen vom Üben abhält. Streit! Also werden genau diejenigen miteinander gepaart, die sich eh schon nicht leiden können, wie die Troublemaker Sally und Bruna. Obwohl Sally diese Folge noch zur weit nervigeren Person mutiert, sorgt Bruna vorerst für eine Gesamteskalation, bei der sich alle plötzlich anschreien und keiner weiß warum. Die reife Gerda fasst sich ein Herz und tritt als Schlichterin auf. Und plärrt im Endeffekt am lautesten. In dem ganzen Stimmengewirr bleibt nur Brunas Standpunkt bei uns hängen – der wurde aber auch untertitelt.

 

Nur nicht zu sexy, bitte

 

Am nächsten Morgen sollte der Video-Dreh in den Hollywood Hills stattfinden – weil aber die Staffel so heiß ist wie noch nie zuvor, bricht in Los Angeles ein Großbrand aus. Statt Sonnendeck und Pool gibt es also einen Locationwechsel in eine stillgelegte Garage. Auch schön. Dort treffen die Models auf die Inkarnation des gruseligen Stilbewusstseins: die Rapperin, deren überdurchschnittlich blödes Lied sie einstudieren mussten. Eines traue ich mich zu spekulieren: weit hatte es der angebliche Superstar in die Untergrund-Location nicht, denn ihrem Look nach zu urteilen, fuhr sie direkt aus dem Höllenfeuer nur ein Stockwerk weiter hinauf. Ihren großen Auftritt vor den Mädels hatte das Mephisto-Weibchen mit einer Lipsync-Performance ihres eigenen Songs, die mich an eine unheimliche Version der „Mini Playback Show“ erinnerte. Ich war übrigens so abgelenkt von ihren gegelten Haarhörnern, dem Latex-Ganzkörperkostüm und den liebevoll geschnörkelten Augenbrauen, dass ich leider vergessen habe, wie dieser Rap-Superstar eigentlich heißt. Aus Angst einen erneuten Herzkasperl zu erleiden, verzichtete ich trotzdem darauf, zurück zu spulen und nachträglich den Namen herauszufinden – Gesundheit geht einfach vor, wie Heidi immer zu sagen pflegt. Kurz habe ich versucht ihren Namen über Google zu recherchieren, aber bei den Stichworten „Rapperin“, „Teufel“ und „Latex“ könnt ihr euch ja vorstellen zu was für Seiten ich gelangt bin. Seiten, die ich nicht unbedingt in meiner Internet-Chronik verankern muss. Die Rapperin ist auf jeden Fall mega berühmt, wie uns der Zuspieler weismacht, aber auch der lahme Beifall der Mädels lässt vermuten, dass ich nicht die Einzige bin, die noch nie von diesem Megastar gehört hat.

 

Damit sich die Mädchen in den Rapper-Vibe einfühlen können, gibt es Gliederketten, Korsagen-Bodies und Latex-Overknees. Überhaupt gibt es in der ganzen Folge für die Models ausschließlich Overknees anzuziehen – ein essentielles Element für das Gangsta-Image, wie es scheint. Sexy Gerda ist als erste dran, gemeinsam mit Küken Trixi. Auch dieses Mal muss sie unter Beweis stellen, dass sie nicht nur sexy sein kann. Die Produktion unterstützt sie dabei und zieht ihr ein besonders biederes Outfit an. Ein knallrotes Bustier inklusive Halsband, das den gemachten Busen bis zum Anschlag hochschnürt. Und jetzt, liebe Gerda, bitte nicht zu sexy. Das mit dem Ablegen des Playmate-Images wird also ein Schuss in den Ofen, aber auch sonst gibt es eine klitzekleine Herausforderung, die den Dreh zu einem schwierigen Unterfangen macht. Denn die Models haben nur einen einzigen Take für ihr Musikvideo. Ich finde das aber gut und richtig, schließlich schwören bestimmt auch Stars wie Beyoncé und J. Lo darauf, dass ein Take vollkommen ausreichend ist, um ein gutes Musikvideo zu produzieren. Sie hatten ja auch lange genug Zeit zu üben und das bisschen Rap haben die rassigen Norddeutschen doch sicher im Blut.

 

One, two, dip! Snap, snap, take a picture…

 

Bei Performance Nummer eins weiß man gar nicht was einem besser gefällt: das zaghafte Popo-Klatschen oder das Gestammel von Rapgesang, das sowohl Gerda, als auch Trixi von sich geben. Mich erinnert es an die Musikvideos auf YouTube, wo Stars „ohne Musik“ unterlegt werden und dann lustig vor sich hin brabbeln – wer nicht glaubt, wie frappant die Ähnlichkeit ist, klickt am besten auf das angehängte Video.

 

Witzig bleibt es auch bei allen nachfolgenden Kandidatinnen. Zoe vergisst überhaupt zu singen und bewegt nur die Lippen – in Anbetracht der anderen Gesangseinlagen gar keine so blöde Idee doch noch ein Stückchen Würde zu bewahren – Klaudia mit K entscheidet sich für ihren „Bin der König im Affenstall“-Move, der mir persönlich immer gut gefällt, und Sarah und Jennifer stehen einfach nur da und schauen. Sally denkt sich, sie muss kreativer sein und beschließt bei ihrem Auftritt imaginäre Schuhe überzustreifen. Da sie aber schon welche anhat, ergibt das Ganze keinen Sinn. Stattdessen sieht es so aus,  als würde sie versuchen, riesigen Hundehaufen geschickt aus dem zu Weg gehen. Auch Heidi findet’s doof, ergreift aber die Chance einen Jodler unterzubringen. Sally weiß mit Heidis konstruktiver Jodel-Kritik nichts anzufangen und ätzt vor der Kamera ab. Über Heidi. Ein kluger Schachzug, schließlich wird die das nie zu Gesicht bekommen. Und auch die Redaktion hält immer so gut dicht. Auf allen Ebenen also abgesichert. Und sollte Sally dann doch aus unerfindlichen Gründen nächste Folge rausfliegen, dann kann das nur ein dummer Zufall sein. Also lasst uns jetzt schon Tschüss sagen zu Sally. Nur für den Fall.

 

Step up to the Catwalk

 

Am nächsten Tag ging es für Klaudia mit K, die gläubige Toni und Vokuhila-Zoe nach Portugal zu einem Casting für das Magazin „Nylon“. Die wirklich frohe Botschaft war aber gar nicht die aufkommende Jobmöglichkeit, sondern dass sie sich die nächste Team-Challenge erspart haben.  Ein Dance-Battle, bei dem die Models im Vergleich zum Videodreh tatsächlich gut ablieferten. Als Dauerbrenner beim Battle entpuppte sich das dramatische Ausziehen der Jacke, die danach lasziv über den Kopf geschwungen und in irgendeine Ecke gepfeffert wurde. Trixi wollte nicht so unkreativ sein wie ihre Vorgängerinnen und überlegte sich eine Bewegungsalternative. Leider machte sich ein Kreativitätsanfall schon bei Sallys Fantasieschuhe-Anziehen nicht bezahlt und auch bei Trixi ist das Ergebnis eher fragwürdig. Wie eine Stabheuschrecke mit erhöhtem Aggressionslevel beginnt sie wild herumzufuchteln und auf und ab zu springen. Zum Finale gibt sie ihrer Kontrahentin auch noch einen Schubs. Den hätte Sally, die als nächstes dran ist, auch gebrauchen können, während sie halbkomatös nur auf einer Stelle herumtrippelte und dabei auf den Boden schaute. Als sie dann auch noch gegen die tatsächlich tänzerisch begabte Abigail verliert, versteht Sally die Welt nicht mehr und ätzt wieder rum. Diesmal gegen die Jury. Warum auch nicht? Wenn’s sogar schon Heidi getroffen hat, ist das doch wirklich Peanuts. Und wenn man rausfliegt, dann mit einem Tusch.

 

Zu wenig Wangen, zu viel Ohrring

 

Auch am Entscheidungstag ist Sally unzufrieden. Zum zweiten Mal findet sie ihr Make-Up scheiße. Ihr fehlt das Contouring. Dass da einfach nicht mehr Wangenknochen sind, die betont werden könnten, ist keine Option. Auch ihr Outfit mag sie nicht und das obwohl sie dieses Mal sogar ein Oberteil anziehen durfte. Trotzdem: die Jacke ist zu steif, der Ohrring zu groß, aber sonst ist sie ja zufrieden. Na wenn’s weiter nichts ist. Nicht mal Special-Guest Cro zaubert Sally ein Lächeln ins Gesicht, die zusätzlich zu ihrem ungeliebten Outfit jetzt wieder in Overknees gesteckt wird, in denen sie auch schon die letzten paar Male nicht gehen konnte. Ich frage mich übrigens immer wieder, ob ich die Einzige bin, der das auffällt, aber ein Lauftalent ist die Gute nicht. Es sieht fast so aus, als wäre sie beim Gehen dauerhaft bergab unterwegs, so sehr lehnt sie sich nach hinten  und macht dabei auch noch einen Katzenbuckel. Fast so wie Jar Jar Binks aus Star Wars. Der Entscheidungswalk ist diesmal – oh Wunder – eine Tanzperformance. Und obwohl Papis Lovedays Choreografie, die Team Thomas zum Besten gab, die weit coolere war und tatsächlich auch etwas mit modeln zu tun hatte, gewann die Schul-Tanzeinlage von Team Michael. Zoe, aus Team Thomas, kann‘s egal sein. Sie holte den begehrten „Nylon“-Job und mittlerweile muss ich zugeben, dass ich meine Landsfrau zu mögen beginne. Aber solange sich mein Hass auf jemand anderen verlagert, ist das vollkommen ok. Was für ein Glück, dass uns Sally, der ich ihre Schicksalsfrisur mittlerweile sehr gönne, mindestens noch eine Folge lang erhalten bleibt. Überraschend ist der Rauswurf des kurvigsten Models Sarah – es scheint, dass GNTM nur Platz für ein Curvymodel hat(wobei sich der Platzmangel nicht auf weniger Raum zwecks Körperfülle bezieht), und das ist Pia, die ich hiermit offiziell als erste Finalkandidatin platziere.

 


Hier nochmal das YouTube-Video - bitte vergleicht selbst, und weil man die GNTM-Videos nicht verlinken kann, hier das passende Vergleichsvideo zum Copy-Pasten (ab Minute 1.50 wird's super): https://www.prosieben.at/tv/germanys-next-topmodel/video/136-trixi-ich-bin-sehr-enttaeuscht-von-mir-clip

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