Germany's Next Topmodel - Staffel 13 Folge 9

 

Gucci Gang, Gucci Gang, Gucci Gang, Gucci Gang

 

Da hat man alles versucht – eine fiese Ansprache bei einer Miss-Wahl, Team-Konstellationen, die nach Krawall schreien, und zusammengepferchte Modelhäuser mit Stockbetten auf engstem Raum. Und dann braucht es nur ein bisschen Höhenluft und unter den Models knallt’s. Und das gewaltig. Denn dieses Mal wurde beim „Over the edge“-Shooting in 50 Metern Höhe fotografiert. Das Lustige daran: auf den Fotos sieht man die Höhe überhaupt nicht, aber darum geht es ja auch nicht. Viel wichtiger ist es, den Mädchen einfach nur eine Heidenangst einzujagen. Wie Hummer. Der schmeckt auch besser, wenn man ordentlich das Adrenalin hochschießen lässt, bevor man ihn kopfüber ins kochende Wasser schmeißt. Also durften sich die Models mit einem dicken Seil bewaffnet vom Rand eines Hochhauses wegdrücken und in schwindelerregenden Höhen hin und her schwingen und dabei Hollywood-Glamour versprühen. Aber anstatt davor noch ein paar Liegestütze zu machen und die Muskeln zu stählen, ist in Team Michael Krisenstimmung angesagt. Denn Sally, die eh schon unsympathisch genug für drei Staffeln GNTM ist, hat sich jetzt auch noch den zwei zweitgrößten Unsympathlern dieser Show angeschlossen: Zoe und Victoria. Und auch den passenden Namen, der ihnen in spätestens eineinhalb Jahren furchtbar peinlich sein wird, haben sie für sich auserkoren: Gucci Gang. Wie Victorias Vater, der Chef des Luxuslabels Chanel, die fette Schleichwerbung für den Konkurrenten findet, weiß ich nicht. Wahrscheinlich ist er ganz zufrieden damit. Soll die wahnsinnige Tochter doch den Ruf einer anderen Marke ruinieren. Jedenfalls halten alle anderen Kandidatinnen sicherheitshalber Billiglabels wie Heidis Lidl-Kollektion die Treue und möchten mit dieser Gucci Gang besser nichts zu tun haben. Das gefällt der Gucci Gang gar nicht und pickt sich prompt ein neues Opfer heraus. Aber nicht die selbstbewusste Pia, denn vor der hat Sally große Angst, wie wir später erfahren, sondern die eh schon oft angeschossene Abigail. Um unauffällig und trotzdem lautstark über die anderen lästern zu können, entwickelt die Gucci Gang eine hochkomplexe Geheimsprache. Denglisch. Eine ausgezeichnete Wahl um diskret abätzen zu können, da jetzt wirklich jeder alles verstehen kann. Sogar Bruna, die je länger die Staffel dauert, immer mehr Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache zu haben scheint.

 

Heidis hilfreiche Tipps Part IX

 

Die rassige Julianna, die jetzt beim Shooting ihr Können unter Beweis stellen muss, hat andere Probleme. Sie kann mit ihren Beinen nicht umgehen. Etwas, das schon der einzig normalen Österreicherin Liane den Kopf gekostet hat. Heidi möchte Julianna helfen und schreit über die Reling hinweg, dass sie das gerade sehr schlecht macht. Aber auch das hilft nicht, und Juliannas Beine schlenkern weiterhin unbeholfen in der Luft herum. Verglichen mit dem noch diese Woche anstehenden „Vertical Catwalk“ aber trotzdem eine solide Leistung was die kontrollierte Körperhaltung betrifft. Julianna ist verzweifelt und es kullern die Tränen. Heidi, die denkt, bereits alles versucht zu haben, macht noch einen Anlauf und geht zu Julianna hin um sie zu bestärken: „Julianna, das war wirklich sehr, sehr schlecht.“

 

Vielen Dank aber auch. Also wenn es Julianna jetzt nicht besser geht, weiß ich auch nicht. Besser macht es auf jeden Fall Klaudia mit K. Sie hält sich nicht an Regeln und kraxelt, statt auf dem Rand des Gebäudes zu bleiben, lieber das Gerüst hinauf und bietet dort eine Vielzahl an Posen. Der Fotograf ist begeistert! Und nimmt am Ende doch ein Foto wo sie unten steht, so wie alle anderen auch. Dann kommt die sonst sehr talentierte Abigail ans Set. So talentiert, dass Heidi dem Fotografen gleich verrät: „Hier darf dein Anspruch sehr hoch sein“. Äußerst vorteilhaft, schließlich sind hohe Erwartungen dafür bekannt immer restlos erfüllt zu werden. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass in der Top 10 einfach nur Platz für maximal zwei dunkelhäutige Kandidatinnen ist und Abigail gar nicht gegen die anderen 13 Verbliebenen antreten muss, sondern nur gegen Toni. Und das ist aussichtslos, weil wir ja seit Anfang an wissen, dass es Toni bis zu amfAR-Gala schafft. Dasselbe Problem hat auch Shari, die obendrein mit Jennifer ins Shoot Out muss. Das wird dieses Mal gottseidank weniger aufgebauscht und kurz und (nicht ganz) schmerzlos über die Bühne gebracht. Während Jennifer keine Scheu davor hat, beim Schwingen geschätzte 63 Mal mit vollem Karacho gegen das hinter ihr aufgebaute Gerüst zu knallen, ist Shari gehemmter sich beim Shooting 170 blaue Flecken einzufangen. Also fliegt Shari. Sie war Heidi einfach zu unentspannt. Entspannen kann sie sich jetzt, im Gegensatz zu den anderen Kandidatinnen, beim Rückflug.

 

Messer, Gabel, Schere, Licht, sind für kleine Sallys nicht

 

Die anderen Models pfeifen auf Erholung. Wer braucht die schon? Also herrscht plötzlich Krieg an beiden Fronten und sogar innerhalb der einzelnen Legionen. Während der österreichische Teil der Gucci Gang Furcht und Schrecken in Team Schwarz verbreitet und die Chance nutzt, Abigail getarnt mit Kapuzen noch einmal ordentlich Angst einzujagen, ist Überbleibsel Sally in Team Weiß auf sich allein gestellt. Und weil man alleine schwer austeilen kann, Sally aber nicht dafür bekannt ist gut einstecken zu können, beschließt sie, bei den anderen Mädchen um Asyl anzusuchen. Also heult sie sich aus und sucht einen neuen Sündenbock, der ihr angeblich nur Böses will. Dieses Mal: die kurvige Pia. Aber da hat sich Sally mit der Falschen angelegt, denn Pia ist entrüstet. Angst? Vor ihr? Sicher nicht. Bewaffnet mit einer Tomate-Mozzarella-Gabel stellt sie Sally zur Rede. „Sag, dass du keine Angst hast! Sag, dass du keine Angst vor mir hast und entschuldige dich dafür!“, schreit sie, die Gabel noch immer fest in ihrem Griff haltend. Und da sieht man wieder, dass auf eine Gang kein Verlass ist, wenn man sie braucht. Denn während Pia mit ihrer Ein-Frau-Gabel-Gang Sally eine Scheißpanik einjagt, ist weit und breit von der vermuteten Nonplusultra-Gucci-Gang nichts zu sehen.

 

Ich mag dich, auch wenn du scheiße aussiehst

 

Streit beiseite, am nächsten Morgen ist Harmonie gefragt, beim Casting für den Online-Anbieter „About you“. Die aufschäumende Motivation ist für mich unverständlich, da nach Ablauf der Staffel sowieso dort alle unter Vertrag kommen, die sich nicht komplett deppert angestellt haben. Also alle außer die Gucci Gang. Die Aufgabenstellung ist dieselbe wie immer: transportiert in Zweier-Teams die Message, dass euer Style euch einzigartig und schön macht.  

 

Sallys und Vicis Message, die in etwa „Ich mag dich, auch wenn du scheiße aussiehst“ lautet, kommt beim Kunden nicht so gut an. Auch die anderen transportieren die gewünschte Botschaft eher fragwürdig. Wie zum Beispiel Bruna und Trixi, die die unzusammenhängenden Wortfetzen „We are cool, we are fun, and you can go wild“ in die Kamera murmeln und dabei nicht mitbekommen, dass das inhaltlich überhaupt keinen Sinn ergibt. Oder Christina, Pia und Sara, deren Storyline auch zu wünschen übrig lässt, da sie beschließen, sich in ihrem Werbeclip nur ihrer Pullis zu entledigen. Die übermittelte Botschaft? Ist dir heiß, zieh deinen Pulli aus. Zoe und Toni sind die Besten. Weil sie die Einzigen sind, die die Aufgabe überhaupt verstanden haben. Glanzleistung. Und da soll noch einmal einer sagen, dass sinnerfassend Lesen und Zuhören in der Schule nicht gefördert werden braucht.

 

Gucci Gang First!

 

Dem Castingdirektor kommt zu Ohren, dass Zoes eigentliche beste Freundin nicht Toni, sondern Victoria ist und möchte Zoe und Victoria noch einmal gemeinsam auftreten sehen. Ihr Glück, dass ihm nicht auch zu Ohren gekommen ist, wie sehr sich die beiden zwei Wochen vorher noch wüst beschimpft haben. Nach der gemeinsamen Performance sind beim Castingdirektor alle Zweifel aus dem Weg geräumt. Sie sind nicht die richtigen für den Job. Stattdessen räumen Toni und Julianna ab. Abigail, die den Job ebenfalls bitter nötig gehabt hätte, freut sich für die beiden, gibt aber auch ehrlich zu, dass es für sie besonders schade ist, weil ihr Typ anscheinend gefragt war. Sally demonstriert ein weiteres Mal, dass das sinnerfassende Zuhören nicht zu ihren Spezialitäten zählt und gibt das Gesagte inhaltlich komplett verkehrt an ihre Gucci Gang weiter. Ein eindeutiges Beispiel warum Stille Post das alt etablierte Flaschendrehen unbedingt als Partyspiel ablösen sollte. Andererseits sind Fake News gerade überaus beliebt, vielleicht erntet Sally damit doch noch ein paar Sympathiepunkte beim Fernsehpublikum. Bei Trump hat‘s auch geklappt. Aber ich würde es nie wagen Sally mit Donald Trump zu vergleichen. Das wäre zu viel des Guten und komplett übertrieben. Schließlich haben die beiden wirklich gar nichts gemein. Null. Höchstens die Haarfarbe. Und vielleicht das Tragen eines eigenwilligen Haarschnitts. Und eventuell eine tiefschürfende Trotzigkeit. Aber sonst wirklich nichts. Höchstens noch ein kleines Faible für Hetze. Aber nur ein klitzekleines. Vor allem gegen ein bisschen dunkelhäutigere Menschen. Aber das war’s jetzt wirklich. Ich will mich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Das überlasse ich dann doch lieber den Models.

 

Wenn der Stuntman den besten Catwalk hinlegt

 

Weit rausgelehnt musste sich dann auch beim Entscheidungswalk werden. Und zwar beim „Vertical Catwalk“. Von den 13 verbliebenen Kandidatinnen machte es Stuntman Ray eindeutig am besten. Und zwar wirklich! Anders gesagt: hätte man die Mädchen vorab betäubt und dann gesichert hinuntergeschubst, wäre der „Walk“ wahrscheinlich graziler gewesen. Auch Heidi wird klar, dass es sehr schwer sein wird, diesen Walk zu beurteilen. Besonders schön fand ich, dass die Mädchen trotz aller Schwierigkeiten, sobald sie wieder horizontalen Boden unter den Füßen hatten, einen selbstbewussten Finalwalk vor die Jury hinlegten, als wäre gerade in der Luft rein gar nichts Komisches passiert. Komplett vergessen, dass sie eine Minute vorher noch hilflos wie betrunkene Astronauten diese Wand runtergetorkelt sind, alle Viere von sich gestreckt haben, wie gestrandete Käfer in der Luft baumelten und diverse Schimpfwörter von sich gegeben haben. Heidi versucht trotzdem jedem ein Feedback für die eben erbrachte „Leistung“ zu geben. Auch Bruna, die die Welt nicht mehr versteht. Und zwar wortwörtlich! Denn seit dieser Woche scheint sie, sobald es um Kritik geht, kein deutsches Wort mehr verstehen zu können. Heidi bemüht sich, sich verständlicher auszudrücken und erklärt Bruna, dass ihre Performance „nicht das Gelbe vom Ei war“. Eine ausgezeichnete Wahl. Deutsche Redewendungen sind nämlich genau das, was Ausländer am leichtesten verstehen. Abigail, die sich nicht hinter Sprachbarrieren verstecken kann, reißt mit ihrem Walk auch nichts mehr raus und muss die Show verlassen. Gut, weil ein weiterer Hayo-Liebling gehen muss und das die Streitigkeiten zwischen Thomas und Michael noch lustiger werden lässt; schlecht, weil dadurch die Gucci Gang keines ihrer Gang-Mitglieder verliert. Heißt aber nicht, dass die Gang rund um Sally deshalb komplett bleiben wird. Schließlich ist Trump auch dafür bekannt, dass er, seit er ins Weiße Haus gezogen ist, genau die, die ihm am nächsten sind, regelmäßig bittet zu gehen. Und das trifft sich doch ganz gut, denn nächste Woche wird auch bei „Germanys Next Topmodel“ umgezogen – und zwar in die Modelvilla.

 

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