Germany's Next Topmodel - Staffel 13 Folge 10

Team Thomas sieht schwarz

 

Endlich lichten sich die Reihen. Auch Amateur-Castingshow-Verfolger können jetzt einigermaßen die einzelnen Namen und Gesichter der Models abrufen. Langsam dämmert es, wer es ins Finale schaffen könnte, und leider, müssen wir gestehen, ist es irgendwie niemand aus Team Thomas. Und so erreicht Thomas‘ Leidensweg in Folge zehn seinen bisherigen Höhe- beziehungsweise Tiefpunkt, denn auch Heidi hat keinen Bock mehr sich die Namen von diversen Platzhalterinnen einzuprägen und schmeißt gleich zwei Mädchen aus der Show. Die Genugtuung in Michaels Gesicht verrät: seine Mädchen sind es nicht. Die Michalsky-Strategie geht auf: betritt eines seiner Mädchen den Catwalk, die Casting-Location oder was auch immer, blüht er auf, lobt als ob es kein Morgen gäbe und das selbst, wenn sich die Mädchen gerade völlig zum Affen machen, wie Sally bei der Miss-Wahl. Ganz anders wenn ein Model aus Team Thomas die Bühne für sich hat. Da rollen die Augen in alle möglichen Richtungen, eine ernsthafte Performance wird mit einem lauten „langweilig!!!“ untermalt und Casting-Direktoren, die Interesse an einem Mädchen aus Team Thomas haben, werden dezent aber zielführend von ihrer Idee abgebracht. Man erinnere sich an das „About you“-Casting, wo eigentlich Zoe und Victoria im Rennen waren und Michalsky die Casting-Direktoren mit: „das sind aber komische Freundinnen die beiden“ direkt zu Toni und Julianna lenkte. Ja, gewusst wie und recht hat er! Bewirb dich selbst, sonst bewirbt dich niemand. Einen winzigen Hoffnungsschimmer hat Thomas aber noch: ein komplettes Finale ausschließlich mit Kandidatinnen aus Team Weiß – geht das? Da müsste es doch Platz wenigstens für ein Mädchen aus Team Thomas geben. Richtig. Müsste. Aber es gibt bekanntlich für absolut alles ein erstes Mal. Zumindest so Gott will.

 

Schon wieder ein Seil???

 

Auch in dieser Staffel wurde, etwas halbherziger als in den Jahren zuvor, aus jeder Folge versucht eine sogenannte „Edition“ zu machen. Da mir das aber erst letzte Woche bei der „Action Edition“ aufgefallen ist, ist das nicht gerade von Erfolg gekrönt. Wem es also ebenso nicht aufgefallen ist, der mag jetzt verwundert sein, aber diese Woche stand die „Sporty Edition“ auf dem Programm. Fun fact: es wurde kein Sport gemacht. Stattdessen gab es ein Fotoshooting mit drei Utensilien, aus denen man wählen durfte. Unter anderem: ein Seil. Heidi, die ganz verwundert war, warum die Mädchen so rege zu den Reifen und Ringen griffen, dürfte vergessen haben, dass schon vergangene Woche mit einem Seil geshootet wurde und es dann doch ein bisschen komisch aussieht, wenn in einer Modelmappe, in der nur drei Bilder und geschätzte vier DVDs drinnen sind, zwei Bilder mit einem Seil sind. Außerdem, wenn ich mich an die Schulzeit zurück erinnere, habe ich kaum jemanden jemals galant ein Seil hinaufklettern gesehen. Ganz abgesehen von der unschönen Fußhaltung und den zusammengequetschten Oberschenkeln, die man dabei machen muss, und das braucht ja wirklich niemand verewigt auf einem Foto. Als würde man versuchen, ein ansprechendes Foto halbnackt beim Schneiden der Zehennägel von sich zu schießen. Mindestens genauso entbehrlich und nicht  vonnöten in einem Model-Repertoire. Dann doch lieber die Ringe, in die man sich praktischerweise auch hineinsetzen kann und die „Sporty Edition“, die eh schon rein gar nichts mit Sport zu tun hat, zu einer „Unsporty Edition“ macht. Blöd wäre man ja.

 

Wenn ein Gucci-Gang-Mitglied zu kriminellen Mitteln greift

 

Auftritt für Christina, die ihr Gesicht nicht mag, das wir zwar mögen, aber ihre Person dafür nicht. Sie ist die Erste beim Shooting und hat bereits ihr Outfit an. Zur Abwechslung gibt es mal wieder Overknees. Sally wird sich freuen – wieder eine Gelegenheit zu üben, um irgendwann in diesen Schuhen auch gehen zu können. Die Österreicherin Victoria hat ihre Zweifel an dem Look und äußert sie konstruktiv: „Du siehst aus wie eine Nutte.“

 

Victoria, die zwei Minuten später im selben Outfit steckt, geht statt anzuschaffen lieber mit ihrer besten Freundin Zoe ein bisschen üben. Zoe, die beim intensiven „Üben“ einfach nur in einem großen Reifen rumsitzt und rein gar nichts macht, dürfte sich in ihrem Kopf aber eine ganz eindrucksvolle Pose ausgemalt haben, nämlich „ihre Pose“, die sie sogleich beim Shooting präsentieren möchte. Wie das aber bei besten Freundinnen so ist, verstehen die sich auch blind und ohne Worte. Und kaum, dass die beiden am Set angekommen sind, schmeißt sich Victoria in den Reifen und macht doch tatsächlich Zoes Pose!!! Und da diese so individuell ist, nämlich kopfüber hängend (etwas, das ich schon gemacht habe, als ich noch am Spielplatz meiner Großeltern herumgetobt bin – also eigentlich war es, wenn man es genau nimmt, MEINE Pose), bleibt für Zoe kein Zweifel: ihr geliebtes Gang-Mitglied ist nichts anderes als eine gemeine Posen-Diebin! Diesen Unmut macht sie auch gleich bei Heidi und dem Fotografen Luft. Die verstehen die Problematik und nützen die Chance, Zoe kurz auszulachen. Zoe wiederum kann von Glück reden, dass Victoria nicht auch noch Gesichtsausdrücke klauen kann, denn hätte sie mehr als einen einzigen auf Lager gehabt, wäre sie vielleicht auch diese Folge noch weitergekommen.

 

Bruna versteht die Welt nicht mehr – schon wieder

 

Weniger lustig finden Heidi und der Fotograf Brunas Performance. Die hat wieder starke Verständnisschwierigkeiten, plumpst vom Reifen auf die Matte, grinst breit und macht dabei immer wieder ihr süßes Doppelkinn. Bruna hat Spaß, das ist eindeutig. Aber ihre Posen kann sie nicht halten und fällt immer wieder runter. Auch Sally, die auf einmal so tut, als würde sie sich um Bruna sorgen, versteht nicht, warum Bruna es nicht schafft auf dem Reifen zu bleiben. Dann aber fällt ihr doch eine logische Begründung ein, sonst wäre es ja nicht Sally. Es liegt daran, dass die Posen nicht so schön sind und deshalb fällt sie runter. Alles klar. Ein erneuter Fall von Sauerstoffverschwendung. Aber immerhin hatte sie kurz Sendezeit.

 

Heidi jedenfalls ist unglücklich mit Brunas Shooting, lacht aber mit ihr, als diese zum erneuten Mal vom Reifen fällt und mit nacktem Hintern auf der Matte alle Viere von sich wegstreckt. Bruna missinterpretiert das Lachen und glaubt, gut abgeliefert zu haben. Also verlässt sie freudestrahlend und jauchzend das Set. Lieb. Heidi bleibt ratlos zurück. Viel mehr Möglichkeiten hatte sie nicht mehr, Bruna begreiflich zu machen, dass ihr Shooting schlecht war. Vielleicht hätte sie es mit einer Kotz-Geste probieren sollen, wie Bruna selbst damals beim Dance-Battle. Vielleicht aber hat sie sich auch einfach unklar ausgedrückt. So wie bei Klaudia. Die ist diese Folge nämlich etwas emotional labil unterwegs. Heult vor Glück beim Anblick von Minnie Mouse und hat plötzlich – ähnlich wie Christina – ein Problem mit ihrem Gesicht. Sie findet es nicht schön. Heidi will sie aufmuntern und erklärt ihr, dass sie nicht traurig sein braucht. Sie kann ja mit ihrer Persönlichkeit punkten und nicht mit ihrem Gesicht! Das ist doch auch toll!

 

Und wir hoffen, dass uns Heidi niemals über den Weg rennt, wenn wir mal einen schlechten Tag haben, um uns wieder aufzumuntern. Vor allem nicht, wenn ein Seil in der Nähe ist.

 

Man hätte den Song auch einfach „Wunder“ nennen können

 

 Für vier Mädchen, die diese sportliche Herausforderung unbeschadet gemeistert haben, geht es direkt nach dem Shooting nach Lissabon, wo der nächste Modeljob wartet, wo kein Foto bei rauskommt. Ein Musik-Videodreh mit Wincent Weiss – einem Bub, der Alliterationen mindestens genauso gerne mag wie ich. Es geht um seinen neuen Hit „An Wunder“, dessen Titel ähnlich blöd ist, wie die Deutschpop-Klischees, die er bedient. Wer Böhmermanns „Menschen, Leben, Tanzen, Welt“ inklusive Vorgeschichte nicht kennt, sollte sich das doch bitte gleich zu Gemüt führen. Für Faulpelze gibt es unten die Video-Links*. Jedenfalls braucht es für diesen neuen theatralischen Max-Giesinger, ah - , Mark-Forster, nein, Blödsinn, Wincent-Weiss-Song zwei Protagonistinnen, die in Slow-Motion-Aufnahmen eine nichtssagende und doch angeblich gefühlvolle Geschichte mimen, die am Ende keinen Sinn ergibt. Wenigstens wählt er meine zwei absoluten Favoritinnen Pia und Toni, was für mich ein Grund ist, warum dieses Lied jetzt bei mir rauf und runter läuft. Und das ist auch der einzige Grund. Ehrenwort. Ich würde sowas ja sonst nie hören.

 

Knusper, Knusper, Knäuschen

 

Während die einen also in Lissabon ihre tiefsten Emotionen ausgraben, geht es für die Gucci Gang und die restlichen Insassen der Teamhäuser auf Erkundungstour durch LA. Endlich ein freier Tag, ohne Kritik und ohne Heidi. Aber nicht für lange, denn plötzlich springt die Modelmama wie die Pfefferkuchenhexe aus einem Van hervor und macht mit ihrem kehligen Lacher auf sich aufmerksam. Die Mädels verbergen gekonnt, dass sie eigentlich lieber ihre Ruhe gehabt hätten, und kreischen begeistert zurück. Löblich! Heidi verrät, dass sie die Mädels jetzt in ihr Zuhause mitnehmen möchte. In ihr richtiges Haus!!! Das Traurige daran: die Mädchen glauben es. Noch trauriger: sogar meine Freundinnen, mit denen ich gemeinsam geschaut habe, haben es geglaubt. Zumindest für einen kurzen Moment. Aber nach kurzem Überdenken, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Heidi die Mädchen wirklich in ihre privaten vier Wände mitnimmt, Tom Kaulitz freundlich im Wohnzimmer wartet und dann die 15 Kinder hereinstürmen, die, was das Alter betrifft, nicht von Tom Kaulitz zu unterscheiden sind, wurde auch meinen Mädels klar: die Wahrscheinlichkeit liegt bei Null. Die Models aber hüllten sich tatsächlich brav bis zur Verkündung, dass es sich hier um die neue Modelvilla handelt, in Ratlosigkeit. Andererseits: hands up wer sich trauen würde, Heidis Pointe zu zerstören. Das ist ja ein ähnliches Himmelfahrtskommando wie Heidi vor der Kamera beleidigen. Oder mit ihrem Freund zu knutschen. Oder sich versuchen von den Verträgen von Vater Klum zu befreien.

 

Meins? Meins? Meins?

 

Sobald klar ist, dass es sich hier um das neue Zuhause der angehenden Topmodels handelt, ist Schluss mit den Manieren und das ganze Haus wird restlos geplündert. Wie früher die Kinder aus dieser TV-Show, wenn sie beim „Toys ‚R‘ Us“ ihren Einkaufswagen mit so viel Spielzeug beladen durften, wie nur reinpasste. Auch hier in Los Angeles. Kein Rasierer bleibt auf dem anderen und mit unzähligen Uhren bewaffnet wird à la Flavor Flav jedes Kleidungsstück an sich gerissen, das nicht bei drei auf den Bäumen ist. Zu blöd für alle jene, die gerade in Lissabon sind. Noch blöder für die, die in  Lissabon sind und nicht mal den Job bekommen haben. Da die Mädchen trotz allem versuchen die Gier nicht komplett ausbrechen zu lassen, kommen sie auf die Idee, im „About you“-Kleiderschrank jeweils nur drei Kleidungsstücke zu nehmen und dann auf die anderen zu warten. Da sich Klaudia mit K schließlich mit zwei vollen Papiertüten in der Größe von Primark-Einkaufstaschen in ihr Zimmer schleppt, nehme ich an, dass der Plan nicht ganz aufgegangen ist. Dafür wurden die restlichen Fetzen, die niemand wollte, auf die Betten der Nicht-Anwesenden geworfen. Getarnt unter dem Deckmantel: „Das ist das, wovon wir dachten, das es euch stehen könnte“. Und weil die Heimkehrer nicht wissen können, was es für geile Sachen zu holen gab, bedanken die sich auch noch. Aber sich für doofe Dinge bedanken, sollten die Models ja mittlerweile gelernt haben. Wie für Heidis hilfreiche Tipps zum Beispiel.

 

Wenn die Stargäste zwei unbekannte 23-jährige Kiffer sind…

 

Für den Finalwalk hat sich Heidi diesmal eine besondere Überraschung überlegt – da die finanziellen Ressourcen aufgrund der sauteuren Villa schon dezent erschöpft sind, muss der prominente Überraschungsbesuch diesmal günstiger ausfallen. Also werden die zwei Disney-Figuren Mickey und Minnie präsentiert, als wären sie jemand, auf den sich ernsthaft irgendwer freuen würde. Bis auf Klaudia. Aber die zählt nicht. Heidi verrät: die beiden haben Geburtstag! Sie werden heuer 90 Jahre alt. Jede Wette, dass hinter den belämmerten Kostümen kein 90-jähriges Mäusepaar sondern ein paar eingerauchte 23-jährige stecken, die sich ihren ersten Fernsehauftritt auch anders vorgestellt hätten. Oder es sind die „Insassen“ vom Gefängnis-Walk, die den nächsten bescheuerten Statisten—Job ergattert haben. Jedenfalls werfen sich die Models anlässlich des hochkarätigen Besuches in Disney-Roben, wobei es Klaudia, die erst überglücklich war, diesmal am ungünstigsten trifft, weil sie eine überdimensional große Schleife auf den Kopf gesetzt bekommt. Aber das wirklich unpraktische daran war gar nicht, dass sie diese beim Gehen die ganze Zeit halten musste – unpraktisch wurde es erst, als sie auch noch einen dauerhaften Busenblitzer auf dem Catwalk hinlegte, bei dem ihr nicht mal ihre Endlos-Mähne helfen konnte. Und da sie die Hände partout nicht von der Schleife lösen konnte, hieß es: Augen zu, Brust raus und weiterlaufen. Mickey und Minnie gefällt’s und sie winken nochmal extrablöd in die Kamera. Eine Bestätigung mehr, dass es sich hier um zugekiffte 23-jährige handelt, die auch noch notstandig sind. Weiter geht es mit Bruna, die noch immer nicht mitgekriegt hat, dass ihr Shooting schlecht war. Also muss Heidi zu härteren Maßnahmen greifen und schmeißt auch die Brasilianerin, neben Gucci-Gang-Göre Victoria, aus der Show und mit ihr den Redakteur von der Untertitelung, den jetzt eh keiner mehr braucht. Noch verdatterter als Bruna, die auf Lob vorbereitet war, ist Thomas. Wieder eine seiner Favoritinnen. Während der gescholtene Thomas die Niederlage versucht mit Fassung zu tragen, lässt Michael natürlich keine Gelegenheit aus, ihm die Schmach reinzureiben. Ach  Michael, wenn wir könnten, wärst du unser Gewinner. Aber er sollte aufpassen, denn wir wissen alle was mit Juroren passiert, die beliebter werden als die Modelmama selbst. Wenn sie Glück haben, sitzen sie irgendwann mit Dieter Bohlen in einer anderen Castingshow und wir haben einen weiteren Grund auch dort einzuschalten.

 


* Hier noch zum Vergleich: der Wincent-Weiss-Hit vs. die Jan-Böhmermann-Verarsche

 

und wer die Vorgeschichte nicht kennt: voilà

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