Andrej Mangold ist „Der Bachelor“ – Folge 2

Gut, ich habe zu früh gejudgt. Zuerst fand ich ihn superhässlich – vor allem deshalb, damit endlich mal jemand etwas anderes behauptet. Dann fand ich ihn leicht dümmlich, bis er der Twerking-Queen im Leodress die Meinung geigte. Und schließlich fand ich ihn doch ganz süß, als er als erster Bachelor der Geschichte es schaffte, völlig normale Gespräche zu führen. Call RTL! Wo kann ich mich anmelden und darf ich die dritte Nachrückerin dieser Staffel sein?

 

Blaukraut bleibt Blaukraut und Bachelor bleibt Bachelor

 

Um das klarzustellen: Ein komplett Heiliger ist dieser Andrej Spinat jetzt auch nicht – vergleichbar mit Papst Franziskus, bei dem wir in den ersten Wochen Amtszeit auch alle die Arme in die Luft gerissen haben und der uns dann ganz schnell mit homofeindlichen Sagern wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat. Ein strengkatholischer Mann kann nun mal nicht aus seiner Haut – genauso wenig wie ein Heterosexueller, der von 20 östrogengeladenen Frauen überschüttet wird, die auf nichts anderes getrimmt sind, als diesen Mann zu lieben.  Ganz dem Motto „Einen Mann, sie zu knechten, sie alle zu finden, vor die Kamera zu treiben und ewig ans Trash-TV zu binden.“

 

Nachdem in der ersten Folge kaum Zeit blieb ein ausführliches Gespräch zu führen, worauf man bei „Der Bachelor“ immer sehr viel Wert legt, verschafft sich Andrej in Folge zwei endlich einen Überblick. „Es sind ein paar extrem attraktive, hübsche, sexy Frauen hier“, stellt er fest und ruft uns einmal mehr ins Gedächtnis, auf welche inneren Werte es beim Bachelor wirklich ankommt.

 

Wenn’s wirklich wichtig ist, dann lieber mit der Post


Kaum ist das Gekreische und Gejaule im Zuge der Ladies-Villa-Besichtigung abgeschlossen, passiert etwas Unerwartetes. Es läutet an der Tür. Panik und bloße Verwirrung brechen aus. Was war das? Ja, was könnte das nur gewesen sein? Nach knapp fünfzehnminütiger Recherche, was das seltsame Geräusch ihnen wohl sagen will, kommt endlich eine Dame auf die Idee, die Tür zu öffnen. Was dort auf sie wartet, löst den nächsten Schreikrampf aus. Es ist ein Brief. EIN BRIEF! Jubellaute, als würde ihnen Peter Rapp persönlich mitteilen, dass die Brieflos-Show doch nicht abgesetzt wird. Ich kann die Euphorie nur wenig nachvollziehen – bei mir verheißt ein Brief selten etwas Gutes. Hätte ja auch die Heizrückzahlung des Vormieters sein können. Bei so einer protzigen Wohnanlage, in der darauf abgezielt wird, dass es warm genug ist, damit alle halbnackt rumrennen können, keine lustige Sache. Ich nehme mir trotzdem vor, in Zukunft etwas positiver zu sein und einen ähnlichen Freudenschrei auszustoßen, wenn ich abends mein Postkastl öffne.

 

Warum werde ich eigentlich immer nur mit einem VW Up abgeholt???

 

Beim ersten Date geht es hoch hinaus – oh Wunder, ein Helikopterflug steht auf dem Programm. Als gäbe es keine bessere Möglichkeit mit geringerer Geräuschkulisse sich kennenzulernen. Um die Abnutzungserscheinungen dieser Date-Variante etwas zu schonen, würde sich doch auch als Pendant ein Trip durch die Kanalisation anbieten. Statt Propellergetöse gibt es meditatives Geplätscher, die Unterhaltung würde sich von „Wow! Mega! So schön!“ zu „Iiih! Hilfe! Halt mich“ wandeln und schlecht wird sowieso in beiden Fällen immer irgendjemandem.


Übrigens irgendjemandem: Der Dativ scheint irgendwann im Laufe der Bachelor-Staffeln abhandengekommen zu sein.  So wünschen sich die Teilnehmerinnen ständig „mit jemandeN“ ihr Leben zu verbringen oder „mit jemandeN“ Spaß zu haben. Während ich mich mittlerweile an den Superlativ „das Einzigste“ im deutschen Fernsehen gewöhnt habe, oder daran, dass „wo“ einen Relativsatz einleitet, komme ich über diese Fallverwirrung nicht hinweg. Auslöserin ist unweigerlich Bachelorette Jessica Paszka, die bis zur letzten Rosenvergabe der Meinung war, „jemandeN“ eine Rose zu überreichen. Und wenn das jemand im Fernsehen behauptet, dann muss es ja auch stimmen.

 

Wie man es sich mit Sponsoring-Partnern verscherzt

 

Da beim ersten Einzeldate mit Kandidatin Jennifer endlich einmal ein normales Gespräch zustande kam, überlegt sich die Redaktion für das Gruppendate gleich etwas Besseres. Gruppensaufen. Und weil das mit dem Sponsoring-Partner Batida de Coco ewig dauern würde – und Gefahr besteht, dass manche Kandidatinnen es aufgrund der Milch-Alkohol-Kombination wieder hochkotzen, zaubert der Bachelor eine Flasche Tequila hervor, nachdem mit Sekt schon gebührend vorgeglüht wurde. Ist ja auch schon fast Mittag. Aber nicht, dass hier einer glaubt, dass die Ladies nur abgefüllt werden sollen! Es geht darum, fremde Kulturen kennenzulernen. Selbiges behauptete schließlich auch der Bachelor, als er völlig alleine einer Mariachi-Band zuhören und dabei so tun musste, als hätte er „the time of his life“.  Arriba, sag ich da nur.
Kaum, dass die erste verrät, Tequila so gar nicht zu vertragen, ordnet die Regie ein sofortiges Gespräch unter vier Augen an. Vielleicht plaudert ja jetzt eine unweigerlich intime Geständnisse aus. Aber nichts da – der Bachelor muss feststellen, dass sie wohl der „Ruhepol“ der Gruppe ist. Sie freut sich über das Kompliment und scheint nicht verstanden zu haben, dass es sich hier um ein Codewort für „einschläfernd“ handelt. Also beendet die Regie das Fiasko und schaltet auf die nächste Kandidatin, die tatsächlich ihren Alkoholkonsum nicht ganz unter Kontrolle hat und siebzehn Minuten nach Beginn der Party ihren ersten Suff-Nervous-Breakdown erleidet. „Ich will doch nur ein Einzelgespräch mit ihm!!!!!“, heult sie und versucht halberfolgreich ihre Tränen hinter einem Fächer zu verstecken. Glück gehabt, denke ich mir. Mit der Zwiebelfahne, die sie dank selbstgemachter Guacamole alle haben müssen, musst du mal schaffen attraktiv rüberzukommen, wenn du dem Bachelor sexy Komplimente ins Ohr hauchst.

 

Stil ist nicht das andere Ende des Besens

 

Die Dame, die für das Zwiebelfiasko verantwortlich ist und mindestens drei Knollen pro Schüssel kalkuliert hat, wird für ihren Einsatz belohnt und bekommt ein Einzeldate. Da auch die Redaktion verstanden hat, dass man aufgrund der Geruchsbelästigung heute lieber Taten als Worte sprechen lassen sollte, werden sie wie Dreijährige mit Fingerfarben ausgestattet. So ein Spaß! Weil sie aber auch total deepe Gesprächsthemen aufbringen möchten, schreiben sie auf, welche Werte sie in einer Beziehung schätzen. Liebe, Mut und Respekt. Der Bachelor ist begeistert: Sie sprechen dieselbe Sprache und sind sich so ähnlich! Aber was hat er auch erwartet? Als würde jemand Geiselhaft, Erniedrigung und Betrug aufschreiben.

 

Der Bachelor ist jedenfalls hingerissen und lässt es sich auch nicht nehmen bei der nächsten Nacht der Rosen eng umschlungen mit der Zwiebelfrau zu tanzen. Das gefällt Profi-Kickboxerin Isabell gar nicht. So geschmacklos! Also entscheidet sie sich für die stilvollere Tanz-Variante und legt mitsamt Leoparden-Kleid eine lupenreine Twerk-Einlage hin. „Kann man machen, kann man aber auch lassen“, sagt der Bachelor treffend. Sie verließ bei der Rosenvergabe dann schließlich freiwillig die Show – sehr zum Leidwesen der Redaktion, die ziemlich sicher dafür verantwortlich war, dass ihr Andrej trotz Katastrophengespräch eine Rose überreichen "wollte". Der Quote wegen warat's gewesen. Mit ihr gingen zwei unscheinbare Blondinchen und die Frau, die einen Einlauf im Gepäck hatte. Möge sie diesen nicht in der Villa vergessen und er bei der nächsten Saufeskapade als Trinkschlauch hergenommen werden. Amen.

 

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