Andrej Mangold ist "Der Bachelor" - Folge 5

Ehrlich währt am längsten

 

Woche fünf ist angebrochen und die Stimmung in der Ladies-Villa ist ausnahmsweise nur mittelschlecht – statt einem ganzen Bürgerkrieg tobt diesmal nur zwischen Eva und Cecilia ein gewaltiger Streit. Eva mag Cecilia nämlich nicht. Und Cecilia mag Eva nicht. Und weil es doch so schön ist, Gemeinsamkeiten zu entdecken, sagen sie sich das auch. Mehrmals. Man beleidigt sich einfach viel zu selten im wahren Leben. Weil auch der Bachelor unsicher ist, ob Cecilia ihn mag, lädt er sie gemeinsam mit Brasilianerin Nathalia zum Doppel-Date in seine Villa. „Vielleicht schickt er eine von uns nach Hause“, scherzt Nathalia. Galgenhumor, meine Liebe, scherze ich.

 

Frauen, die wie Avocados reifen – ewig steinhart und plötzlich gatschweich

 

Die Freude über die Date-Einladung scheint unendlich, zumindest bis zu dem Moment, als Andrej verlautbart, dass eine von beiden tatsächlich gleich die Heimreise antreten wird. Großartig. Da überlebst du die ewige Schmach der Nacht der Rosen, nur um am nächsten Tag schon nach dem Begrüßungsbussi ein potentielles Trennungsgespräch zu führen. Cecilia aber kämpft wacker und erklärt Andrej, warum sie sich nicht traut, noch mehr an ihn ranzugehen. Sie tut sich nämlich immer sehr schwer, einem Mann zu zeigen, dass sie ihn gut findet, wenn da natürlich noch andere sind. Als wäre das eine Selbstverständlichkeit, dass ein beziehungssuchender Mann immer von 20 Frauen umgeben ist, die ein Balzverhalten an den Tag legen, als gäb’s kein morgen mehr. Cecilia merkt, dass das Argument der Schüchternheit nicht schlagend genug ist und schwenkt um auf ein neues Thema: Geld. Sie sucht einen Mann, der einen guten Job hat und den sie nicht durchfüttern muss. Unerhört! Sie wird doch wohl nicht geizig sein? Und überhaupt – Selbstbestimmtheit und Emanzipation sind selten eine gute Strategie, um in dieser Sendung Sympathiepunkte zu lukrieren. Nathalia fokussiert sich stattdessen auf die klassischeren Frauenbilder: Sie will heiraten und Kinder kriegen. Punktlandung. „Sie ist einfach schon reifer“, meint der Bachelor und scheint die Entwicklungsphasen der Frau in der Selbsthilfe-Fibel von Andreas Gabalier recherchiert zu haben. Also muss die unreife Cecilia die Show verlassen. „Bamm, wie so ein Schlag in die Fresse!“, fasst die deutlich reifere Nadine das Date-Fiasko zusammen.

 

Blessed be the fruit

 

Christina, die eindeutig nicht aus den Fehlern ihrer Vorgängerinnen lernt, freut sich dennoch einen Haxen aus, als ihre Einladung zum Einzeldate ins Haus flattert. Und weil sie mitgekriegt hat, dass dem Bachelor die Reife einer Frau sehr wichtig ist, erwähnt sie beim romantischen Date geschlagene dreimal, dass sie nicht mehr die Jüngste ist – nämlich 30. Als wäre sie 65 und verpflichtet ihm mitzuteilen, dass ihre letzte eingefrorene Eizelle seit vergangener Woche endgültig abgetaut ist.  Das ist dem Bachelor dann doch einen Hauch zu überreif und er beschließt Christina ziehen zu lassen – möge sie noch fruchtbar sein, wenn sie wieder heimischen Boden unter den Füßen hat.

 

Lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt!

 

In der Villa löst indessen ein Unbekanntes-Reise-Objekt Panik aus. Verständlich – prognostizieren unbeaufsichtigte Gepäckstücke selten etwas Gutes. Für Zwiebelfrau Steffi ist die Sorge unbegründet, denn es geht samt Koffer zum ersten Übernachtungs-Date nach La Paz! Um die beiden Turteltauben so richtig in Fahrt zu bringen, düdelt im Hintergrund voller Optimismus „Let’s love tonight…“ als musikalische Untermalung.

 

Nachdem sich Steffi und Andrej schon beim dröhnenden Charterflug nur halberfolgreich unterhalten konnten, bekommen sie bei einem Tauchgang gleich noch einmal die Chance, sich durch intensive Gespräche richtig kennenzulernen. Noch interessanter als die ewigen Fragen nach dem Ex und dem Idealbild eines Partners sind dann aber doch die Seelöwen, die genüsslich auf den Felsen rumliegen. „Geil!“, fährt es aus Steffi heraus, wenn auch sie keine Ahnung hat, wie diese Tiere eigentlich heißen. Pinguine sind es jedenfalls nicht, stellen sie gemeinsam fest. Aber sei ihnen verziehen. Ist ja nicht so, als würden Seelöwen täglich über den Ku‘damm robben, oder sich als Accessoire für die Handtasche eignen.

 

Ein Optimist ist ein Mensch, der alles halb so schlimm oder doppelt so gut findet

 

Romantische Stimmung kommt nicht nur beim Händchen-Halten unter Wasser auf, sondern schließlich auch beim gemeinsamen Abendessen, bei dem Steffi mit aller Müh und Not versucht, nur ja nicht die Zähne zu zeigen. Könnte sich doch ein Petersilienblättchen irgendwo eingenistet haben. Auch Andrej bemerkt die innere Unruhe und fragt: „Bist du dir sicher hier?“ „Ja!“, haucht Steffi. „Voll“, sagt Andrej und der Startschuss für den nächsten Kuss ist gefallen. Wenn es nur immer so einfach wäre – obwohl, so einfach war es dann doch nicht! Wollten die Zungen so gar nicht miteinander, zumindest wenn wir Andrej Glauben schenken. „Es hat sich gut angefühlt, auch wenn wir nicht zueinander gefunden haben“, analysiert er. Eine Nachkritik, die vernichtender nicht sein könnte. Das ist, als würde eine Frau nach dem ersten Anblick des Gemächts beteuern: „Es ist in Ordnung, ich konnte es zumindest erspähen und von den Eiern unterscheiden.“

Wie unterschiedlich Wahrnehmungen sein können, beweist uns Steffi: „Es war sooo harmonisch“, schwärmt die und gibt sich scheinbar damit zufrieden, dass die Zungen überhaupt zu irgendeinem Zeitpunkt aufeinander getroffen haben, wenn auch die eine eher in Kuschelrock-Stimmung und die andere im „Every day I’m shufflin‘“-Modus war. „Wenn du willst, darfst du hier übernachten, auf jeden Fall“, schlägt Andrej trotz Kuss-Pleite vor. Steffi bejaht, aber was hätte sie auch tun sollen? Mit einem Floß eigenständig zur Ladies-Villa zurückrudern? Dann doch lieber den Bachelor mit noch mehr lieb gemeinten Küssen beschenken und vielleicht verschwindet das Petersilienblättchen zwischen den Schneidezähnen irgendwann sogar wie von selbst.  

 

Nathalia hatte eine schöne Kindheit – mal abgesehen von den paar Leichen

 

Um die Mädels noch etwas besser kennenzulernen, kommt Andrej mit Popcorn und Cola bewaffnet auf Besuch in die Ladies-Villa. Statt einem Hollywood-Blockbuster, gibt es jedoch das Seniorenprogramm: eine Diashow mit Fotos aus der Vergangenheit. Die Mädchen freuen sich trotzdem und die ersten Tränen lassen nicht lange auf sich warten. Waren doch noch andere Zeiten, als man sich ganz ohne Extensions, gemachten Brüsten und konturierten Gesichtern aus dem Haus gewagt hat.

 

Anders als Bastian Yotta im Dschungelcamp geben alle Mädchen an, eine sehr schöne Kindheit gehabt zu haben. Aber ich würde mich auch hüten, etwas anderes zu behaupten, wenn ich wie Claudia noch zu Hause wohne. Nadine braucht dann doch etwas mehr Drama und erzählt, dass sie früher ein Bub sein wollte, was zumindest ihr „ich schieb mir Sachen in die Fresse“ oder „du gehst mir auf den Sack“-Vokabular erklärt. Auch Brasilianerin Nathalia sagt, eine wunderschöne Kindheit gehabt zu haben, mal abgesehen von dem Drogenhandel und den Massenmorden, die sich vor ihrer Haustür in den Favelas abgespielt haben. „Total krass“, entfährt es Jade, die mit ihrer „ich bin nur mit Jungs aufgewachsen“-Geschichte daneben völlig abstinkt. Andrej hingegen sieht das Positive: gut, dass Nathalia jetzt in Sicherheit ist. In Mexiko. Dem sichersten Land der Welt.

 

Die nette Zusammenkunft endet schlussendlich damit, dass alle Rotz und Wasser heulen und ihre Mamis vermissen. So ein bezahlter Urlaub ist auch wirklich scheiße. Weil Vanessa nicht so leicht zum Knacken war, geht es mit ihr zum Einzeldate, wo als Draufgabe eine emotionale Grußbotschaft von ihrer Schwester wartet. Jackpot. Jetzt heult auch sie. Als die beiden dann auch noch einen gemeinsamen Vaterkomplex entdecken, gibt es kein Halten mehr.  Und wieder erweist es sich durchaus von Vorteil, dass die Dates immer fernab jeglicher Zivilisation stattfinden. Andererseits, wer bei so viel Wein nicht sentimental wird, der werfe den ersten Stein.

 

„Busensuppe“ oder „Die Nacht der Rosen“

 

In der Nacht der Rosen will Jade, deren Kindheitstrauma nicht groß genug war, um sie vor jeglicher Eliminierung zu schützen, Andrej doch noch von sich überzeugen. „Es steckt noch viel mehr hinter mir, als man denkt“, verrät sie. „Das seh ich!“, sagt Andrej und die Kamera schwenkt dezent auf Jades pralles Dekolleté, das sie dem Bachelor nur wenig später bei der Poolparty ins Gesicht drücken wird. Stillos, meint Jennifer und beschließt den Bachelor stattdessen zu bespringen und ihn mit dem nackten Hinterteil zu bezirzen. Daran hätte sich auch Ernestine ein Beispiel nehmen sollen, die ihm stattdessen einen mütterlichen Rat gibt, was wieder der klassische Fall der Überreife ist. Also fährt auch sie nach Hause, ohne dem Bachelor noch einmal in die Haare oder auf den Nippel tippen zu dürfen.

 

 

 

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