Germany's Next Topmodel - Staffel 14 Folge 5

Schnipp, schnapp, Haare ab! So sicher wie das Amen im Gebet, ist auch die Umstyling-Episode bei „Germany’s Next Topmodel“. Welche Frisuren dabei zustande kommen, wissen wir. Eine blonde wird braun, eine lange wird kurz, eine andere wird rot und das Glückskind der Woche komplett geschert. Fragt sich nur immer, wer welches Los zieht.

 

Scheinbar ist nur Anastasiya ein Freund von Überraschungen

 

Zu Beginn der Woche steht aber noch eine weitere Überraschung auf dem Programm. Liebling der Nation Jasmin ist zurück und hat es endlich geschafft, nach Los Angeles einzureisen. Juhu! Jasmin ist voller Glück und freut sich „übertriebendst“ die Mädchen zu sehen. Womit sie mit dieser Meinung wieder einmal alleine dasteht. Denn ihre Kameradinnen sind so begeistert über die Rückkehr ihrer schmerzlich vermissten aber im Herzen längst abgeschriebenen Konkurrentin, dass die in minutenlanger Schockstarre verharren. Überraschung gelungen, würde ich sagen! Gern geschehen, denkt sich die Redaktion. Aber die Willkommensparty wird schnell durch miese Laune gedrückt. Finden es die anderen dann doch nicht so fair, dass Jasmin jetzt wieder im Rennen ist. Hat die doch jetzt ewig ausgesetzt und eine ganze Woche voller Spiel, Spaß und Spannung verpasst!
Und da hört sich die Logik für mich auf: Zuerst wollen alle übelst nach LA und jetzt beschweren sie sich, weil Jasmin sieben Tage weniger hier absitzen musste. Zumindest Noch-Rotschopf Lena scheint aufgeschlossener: „Ich hab nichts gegen ihr!“, versichert sie. Endlich jemand Freundliches, wenn auch nicht der deutschen Sprache mächtig.

 

Wenn selbst Pickel Holger öffentliches Interesse weniger scheut

 

Um die seelischen Strapazen zu lindern, fordern die Models eine Rechtfertigung von Jasmin, erst jetzt anzureisen. Als die dann auch noch meint, dass es persönliche Komplikationen gab, über die sie nicht sprechen möchte, reißt der Geduldsfaden. Ist Privatsphäre in einer Generation, die jede verstopfte Pore mit der Öffentlichkeit teilt und Eiterpickel mit drolligen Namen versehrt, schlicht ein Fremdwort. Wie will die bitte jemals Follower generieren, wenn sie ihre Verdauungsprobleme, Hautunreinheiten und geschweige denn ihre tiefsten, inneren Geheimnisse nicht mit der Community zelebriert? Mit so wenig Rückgrat und Authentizität können die Mädchen nichts anfangen und verbannen Jasmin aus den Schlafzimmern. Etwas, das bei den Zuseherinnen da draußen immer gut ankommt. Wer hat schon ein Herz für Außenseiter?
Jasmin richtet sich im Wohnzimmer ein Bettenlager. Der nächste Fauxpas. Haben ihr die Models auch dort keinerlei Territorium zugesprochen. Und da zeigt sich wieder Jasmins verteufelte Sturheit! Hätte sie den vor ihr anwesenden Topmodel-Kolonialmächten ruhig ein Stückchen entgegenkommen können. Mit einer Aussiedelung in die kalifornische Gruft für Obdachlose zum Beispiel! Ist in dieser 823 Quadratmeter kleinen Villa wirklich kein Platz für eine weitere Person.

 

Heidi spreading love

 

Als die Mädchen in der alljährlich gefürchteten Umstyling-Location ankommen, verkündet Heidi freudig den unfreiwilligen Frisörbesuch. Ein schwaches „Wooo“ geht durch den Raum, das meistens drei Sekunden später von den ersten Krokodilstränen abgelöst wird. Nicht aber heuer, denn endlich hat sich der Lerneffekt eingestellt, dass Debattieren am Ende sowieso nichts bringt. Bis auf unvorteilhafte Nahaufnahmen mit rotziger Nase. Zugegeben gab es diesmal auch weniger Gründe die Nerven hinzuschmeißen – denn während vor einigen Jahren das Umstyling noch dazu da war, den Mädchen ihre schlecht eingesetzten Extensions ratzeputz rauszuziehen, so wird heuer einem erheblichen Großteil der Nachwuchsmodels die bescheidene Menge von fünfzehn Kilo Fremdhaar eingepflanzt.

 

Heidi ist begeistert von den Ergebnissen und spart nicht an Komplimenten. „Du siehst so viel jünger und natürlicher aus“, gratuliert sie Theresia, die das, anders als ich, tatsächlich nicht als Beleidigung auffasst. „Es kann ja nur besser werden!“, wirft sie Lena zu. Auch da. Danke für die Blumen, Heidi.

 

Oh, Honey …

 

Und die Moral von der Geschicht‘? Eine kriegt sie, eine nicht. Die Lena-Gercke-Gedächtnisfrisur. Raspelkurz und ultrablond – wobei das in drei Fällen schon mit dem Sieg belohnt wurde, wenn wir an Jenny Hof und Kim Hnizdo denken. Aber das wirklich Schöne an der Lena-Gercke-Gedächtnisfrisur: Die Begeisterungsstürme der Liebsten via Skype-Telefon. War das gerade bei Kim und ihrem Honey ein herzerwärmendes Spektakel, als dieser beim Anblick seiner Holden in Tränen ausbrach. Auch bei Justine hagelt es heuer Komplimente, die Heidi nicht charmanter ausdrücken hätte können. „Ich find’s gewöhnungsbedürftig“, bestärkt Justines reizender Partner seine Freundin, die jetzt statt einem schulterlangen, braunen Bob, einen platinblonden Pixie Cut mit zwei ausgesparten Ameisenfühlern trägt. Zumindest die Ehrlichkeit, die wir in Beziehungen doch so schätzen, sei hier anerkannt.

 

Sarah zeigt endlich wer sie ist: Gisele Oppermann!

 

Beim Sedcard-Shooting wartet ein weiterer Superstar der Fotografieszene: Max Montgomery! Nämlich DER Max Montgomery, der herausragend tolle Fashion-Kampagnen für superbekannte Brands fotografiert. So bekannt, dass Prosieben keine einzige davon nennen will. Man will ja nicht prahlen. Aus demselben Grund werden auch ausschließlich Fotos mit unbekannten Models aus seinem weitreichenden Repertoire präsentiert. Hat der Weltstar schon mit genug Hate und Neid zu kämpfen.

 

Als Blondine Sarah an der Reihe ist, kritisiert Heidi, dass sie noch nicht genau weiß, wer Sarah ist. Sarah, die ausgesprochen gut mit Kritik umgehen kann – zumindest nach eigener Angabe – nimmt sich das Gesagte sofort zu Herzen und zeigt der Klum, was in ihr steckt. Eine Heulsuse. Heidi ist irritiert vom plötzlichen Tränenfluss. Wollte sie sie doch nur pushen! Aber dass das mit dem Motivieren nicht so recht klappen will, kann selbst für die Modelmama nichts Neues mehr sein. 

Und doch gibt es Trost für Sarah. Sind unter den siebzehn Verbliebenen mindestens fünf weitere Topmodel-Anwärterinnen, deren kumulierte Bildschirmpräsenz nicht einmal auf die Länge eines „Fussl“-Werbespots kommt.

 

You should go and love yourself

 

Um sich mit der neuen Haarpracht zu arrangieren, wartet bei der Entscheidung ein Selbsthilfe-Walk, bei dem sich die Models anschließend vor dem eigenen Spiegelbild ihre Liebe gestehen müssen. Welch ein intimer Moment – abgerundet von der strengen Observation Heidis, die jedes Plädoyer mit „Das war‘s schon?“ oder „Bist du fertig? Das war eher nix“ abschließt. Ach ja, und Stefanie Giesinger war auch vorhanden, die als weiterer Gastjuror ohne Mitspracherecht in die Annalen eingeht.  

 

Everybody’s Darling Jasmin findet es jedenfalls ultralustig, den anderen bei der Selbstbeweihräucherung zuzuhören. Die anderen Mädchen finden es wiederum lustig, Jasmin am Catwalk stürzen zu sehen. Und so hatten alle ihren Spaß – zumindest bis Jasmin es auch in die nächste Runde schafft und stattdessen Sprachgenie Leonela die Heimreise antreten darf. Womit Österreich noch eine weitere und für diese Staffel letzte Topmodel-Veteranin verzeichnen kann.  

 

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