Germany's Next Topmodel - Staffel 14 Folge 13

Don’t be a Drag, just be a Queen

 

„Wir dachten Krieger wären in unsere Villa gestürmt und wollen uns kidnappen“, schießt es Vanessa zu Beginn der Woche ein, als sie plötzlich höllischen Lärm vernimmt. Wobei die Wahrscheinlichkeit doch eher gering ist, dass Vanessa einer Entführung zum Opfer fallen würde – ist die bestimmt auch in Kriminaldelikten Profi und weiß was zu tun ist. Eine Vanessa bringt schließlich so schnell nichts aus der Ruhe. Aber sie und die potentiellen Entführer haben ohnehin Glück: es sind „nur“ Derrick Barry, Miss Vanjie,  Silky Nutmeg Ganache und Nebraska Thunderfuck – allesamt „RuPaul’s Drag Race“-Veteranen, die die diesjährige Drag-Edition einläuten und damit als erste Frauen den Models noch mehr Angst einjagen als Modelmama Heidi Klum. Aber das wird sich bis zum Ende der Folge noch ändern, wenn Heidi ihren Mädchen mit pädagogischen Samthandschuhen erklärt, dass sie alle einen Knall haben und ja nicht mehr richtig ticken. Doch zuvor ist Heidi erst einmal fröhlich gestimmt. „Unsere Drags sind hier!“, ruft sie und wird bis zum Ende der Episode davon absehen, die vier anderweitig zu bezeichnen – und das obwohl Lady Gaga schon sagte, „Don’t be a Drag, just be a Queen!“.

 

Als Wochenaufgabe gilt es in Zweier-Teams eine Choreographie zu erarbeiten – daily business einer jeden Drag Queen, eine Herausforderung wie die Eiger-Nordwand-Besteigung für die Models. „Auch eine Vanessa kommt manchmal an ihre Grenzen“, meint Vanessa, die in dieser Folge fortan nur noch in dritter Person von sich sprechen wird.

 

Stuntfrau Vanessa kann alles

 

Als Heidi dann auch noch die Frechheit besitzt, neben der Tanzeinlage ein Fotoshooting anzusetzen, sind die Models dezent gereizt. Berufsleben und Multitasking geht in ihrem Kopf einfach nicht einher. Zum Ausgleich braucht es da schon Sport und Bewegung und daher dürfen die Models beim Fotoshooting Radfahren. Zwar in zehn Metern Höhe, aber das dürfte ja kein Problem sein. Zumindest nicht für Vanessa. Hat die schon alles gemacht. Bungee Jumping und „everything“, wie sie selbst behauptet. Also Base-Jumping und Wingsuit-Fliegen – einfach alles! Intelligenzbestie Felix Baumgartner wäre gelb vor Neid. Selbst Red Bull steht schon in den Startlöchern, um sie als hauseigene Athletin zu engagieren.

 

Der Fotograf ist weniger „outgoing“ – dürfte es für den schon eine Hürde sein, Menschen außerhalb einer Plastikblase die Hand zu reichen. Aber nachdem nicht einmal seine übergezogenen Skifäustlinge reichen, um Heidi von ihrem Küsschen links, Küsschen rechts abzuhalten, ist dieser für den Zehn-Meter-Turm, von dem aus er fotografieren wird, durchaus dankbar. Kommt die Klum da nicht so schnell hoch und auch Freeclimberin Vanessa ist durch ihre Lästerattacken gegen Simone anderweitig beschäftigt.

 

Denn Simone hat wieder einmal Angst. Aber nicht vor dem Fotografen, dessen hohe Michael-Jackson-Stimme selbst mir als Nicht-Minderjähriger nach Konsumation der „Leaving Neverland“-Doku einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt. Nein, Simone hat Angst vor der Höhe (wie wir seit Episode zwei wissen, als ein Tiroler Sanitäterteam der Guten einen Obstler zur Beruhigung einflößen wollte). Aber zum Glück gibt es auch hier Vanessa, die nach eigener Angabe versucht, ihr Selbstbewusstsein und Wissen mit allen Models zu teilen. Reicht schließlich auch eine halbe Portion ihres Egos um Christina a. k. a. „Ich habe es wieder sehr gut gemacht“ aus der Vorjahresstaffel das Wasser zu reichen.

 

Stuntfrau Vanessa kann alles, ist aber jetzt sauer

 

Kaum zurück in der Villa wartet auf die Models die nächste Erschütterung nach dem Drag-Queen-Überfall. Ein Callsheet. Da platzt Vanessa der Kragen. Sie kann ja alles – und Castings am besten – aber das ist jetzt wirklich der Gipfel. Wie soll sie ihre Choreographie bitte innerhalb von drei Tagen einstudieren, wenn sie jetzt auch noch zwei Stunden bei einem Casting verschwendet? Stimmen im wahren Leben die Designer auch ihre Casting-Einladungen mit ihrem i-Cloud-Kalender ab.

 

Als sich der vermeintliche Designer auch noch als künftiges Familienmitglied von Heidi Klum entpuppt, ist die Schikane nicht mehr abzustreiten. Macht die Klum das wirklich nur, um Vanessa endlich einmal zu fordern. Nicht etwa um mehr Rohmaterial für eine unterhaltsame Fernsehsendung zu generieren. Wir als aufmerksame Zuseherinnen lernen jedenfalls: Bill Kaulitz ist Designer. Von einem Label namens „Magdeburg – Los Angeles“. MDLA kurz und flippig gesprochen, was eher nach chemischer Droge als hipper Modelinie klingt. Kennen tun wir das Label also alle nicht (außer vielleicht Vanessa, weil die kennt alles), aber haben wollen die Models den Job dann doch. Geht es schließlich um eine Fotostrecke in der deutschen Vogue – etwas, das tatsächlich noch kaum einer GNTM-Kandidatin zuvor geglückt ist, dafür aber den Kandidaten des neuen Vox-Formats „Guidos Masterclass“ in Staffel eins.

 

Den Rock brauch ich auch!

 

Um das ideale Model für seine Kampagne zu finden, bittet der Klum-Schwager in spe die Models sich vorzustellen und die Wahl ihres Outfits zu erklären. Eine tolle Aufgabe, die Sayana sogleich mit Bravour (aber nicht ganz so gut wie Vanessa) umsetzt. Ihr geblümter Jersey-Rock etwa symbolisiert ihre Herkunft Indien, ihre Lebensfreude, ihre Begeisterung neue Menschen kennenzulernen, ihr offenes Gemüt und nicht zuletzt den Weltfrieden. Oder auch Kinderarbeit in Bangladesch, wenn man mich fragt. Aber die Balance macht’s.

 

Den Job bekommt trotzdem Simi, deren Slogan „Simi shines“ einem ähnlich miserablen Marketingkonzept wie „Magdeburg – Los Angeles“ entspringt. Aber auch der Fotograf der Vogue-Strecke ist zufrieden. „Mit ihr kann man alles machen“, empfiehlt er und wir hoffen alle, dass er das nicht zu wörtlich nimmt. Reicht Prosieben wirklich ein Gerichtsprozess wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht pro Jahr.

 

Das hätte man aber auch wirklich einmal erwähnen können

 

Statt einem Entscheidungswalk performen die Models ihre Lipsync-Performance mit den „Drags“, wie es Heidi nicht müde wird zu betonen. Als dann aber bei dieser Lipsync-Performance bis auf die Drag Queens keine Einzige lipsynct, platzt Heidi der Kragen. „Wir wussten nicht, dass wir das tun müssen“, verteidigt sich Tatjana und besiegelt damit ihren Rauswurf. Und das obwohl sie völlig recht hat!  Steckt „Lipsync“ nämlich nicht im Namen der Aufgabenstellung. Und auch ihre Drag Queen hat das in keinem Moment vorgemacht. Und aus der Vorjahresstaffel war das auch überhaupt nicht abzusehen. Und sowas wie „RuPaul’s Drag Race“ ist schließlich nur in Amerika zu empfangen. Und auf Netflix. Alle Staffeln. Weltweit. Aber sagen hätte man das den Models schon mal können. Oder Vanessa fragen. Die teilt ihr Wissen ja so gerne und weiß ohnehin alles. Ein Glück, dass wir zumindest sie noch haben.

 

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