Germany's Next Topmodel - Staffel 15 Folge 4

Feuer und Flamme sind wir im Angesicht der vierten Folge „Germany’s Next Topmodel“ 2020 – aber trotz bengalischem Feuer und Motocross-Einlagen will der Funke irgendwie nicht überspringen. Zu gut verstehen sich die Nachwuchsmodels untereinander, haben mittlerweile gelernt, sich kein Öl auf die Füße zu schmieren, bevor sie in High Heels laufen und schaffen es selbst die paar garstigen Gay-Judges easy wegzustecken. Wo bleibt der Spannungsfaktor? Scheinbar in der nächsten Woche – beim allseits gefürchteten Umstyling, das selbst bei den hartgesottenen Teilnehmerinnen dieser Staffel endlich ein paar Tränen kullern lässt (was uns natürlich überhaupt nicht freut).

 

Und Action!

 

Weil die bisher geschossenen Fotos der Staffel viel zu basic für eine normale Modelmappe sind, muss diese Woche unbedingt einmal etwas Außergewöhnliches her – ein Action-Shooting! „Ich glaub, wir werden richtig Feuer unter den Popo bekommen“, munkelt Rastazöpfchen-Trägerin Sarah und offenbart sich als bessere Wahrsagerin als Kartenlegerin Charlotte, die ohnehin schon in Woche zwei die Heimreise antreten musste (ob sie das wohl kommen gesehen hat?). So ganz ins kalte Wasser wie letzte Woche wirft Heidi ihre Mädchen dann aber nicht – sind schwere Unfälle immer ganz unförderlich was die Fortsetzung einer Show anbelangt (davon kann ihr Busenfreund und Wedding-Crasher Thomas Gottschalk wahrscheinlich ein Liedchen trällern). Also gibt es vor dem wagemutigen Shooting-Tag Trockenübungen am Kindertrampolin.

 

Stuntman Tom macht’s vor und wird wie Stuntman Ray beim Vertical-Catwalk vor zwei Jahren am Ende der Beste bleiben. Doch um hier eine Lanze für die Models zu brechen, hätte man ihnen schon erklären können, dass man von einem Trampolin bestenfalls in der Mitte abspringen sollte. Das dicke, schwarze Kreuz im Zentrum der Sprungfläche kann ja wohl nicht Anleitung genug sein – sind wir hier bei aller Liebe noch immer in einer Modelshow und nicht bei „Ninja Warrior Germany“. Wiederum können die Models von Glück reden, dass man ihnen beim sportlichen Training in Costa Rica nicht auch noch Echtpelz von Liska übergeworfen hat, um ihnen das Leben ein bisschen zu erleichtern. Wäre schließlich nicht das erste Mal.

 

This girl is on fire

 

Dass die Zeit auf Costa Rica auch Heidi etwas zu lange wird, zeigt sich an ihrem Brunftverhalten in Gegenwart von Fotograf Max Montgomery. Kann der einzige Stich, den sie in den letzten Wochen gelandet hat, nicht der eines Moskitos bleiben. Schnell also noch das Shooting durchziehen und dann ab nach Hause nach Los Angeles, wo andere Ungetüme – etwa ihr Werwolf von einem Hund und der Ehemann mit Essensresten im Bart – auf sie warten.

 

Die Aufgabe des Shootings ist simpel: Katapultiere dich bestenfalls vorwärts über ein Trampolin in die Lüfte, um nicht vom offenen Feuer hinter dir gegrillt zu werden. Für alle, die es nicht ganz verstanden haben, erklärt es Heidi nochmals deutlicher: „Du musst richtig Anlauf nehmen und dann Chrrk!“ Danke, Heidi. Natürlich könnte man an dieser Stelle wieder die Frage in den Raum stellen, wie oft wohl Heidi selbst in ihrer 30-jährigen Karriere mit einem feuerspeienden Trampolin konfrontiert wurde, aber bestimmt ganz oft. Ganz, ganz oft.

 

Spielerfrau Alina wagt sich als eine der ersten auf das Trampolin und hat plötzlich das dringende Bedürfnis, sich ihrer Bein- und Halslänge zu berauben. Das Foto-Resultat von Starfotograf Montgomery ist das naturgetreue Abbild eines Kastanienmännchens, das dem Maroni-Brater siegreich von der Schippe gesprungen ist. Gelungen – wie ich finde – und endlich mal was anderes. Feiern wir Diversity bei GNTM doch ganz besonders.

 

„Nastya“ verzichtet bei ihrem Sprungshooting kreativerweise auf den Sprung und läuft flink über das Trampolin hinweg. Während man im Sportunterricht immer ganz gut davongekommen ist, wenn man das Reutherbrett zwar ansteuert, aber den unliebsamen Bock im Moment der Unachtsamkeit der Lehrerin umgeht, hat Heidi, ganz nach dem Vorbild „The Handmaid’s Tale“ ihre Augen überall. In diesem Fall verkörpert durch Petze Montgomery: „Did she skip the trampolin, Heidi?“ „Weiß nicht, hattest du Freunde in der Schule, Max?“, wäre hier die einzig richtige Antwort gewesen. Dass dich dann auch noch ein vierköpfiges Kamerateam zum Interview bittet und fragt was gerade los war, hätte selbst mir im Turnunterricht die notwendige Motivation gegeben, beim nächsten Mal tatsächlich diese blöde Hockwende über den Kasten zu versuchen.

 

Für alle, die zumindest das Trampolin finden und auch benutzen, hat Heidi dann noch einen guten Rat: Auf den Gesichtsausdruck muss man aufpassen (und nicht auf das offene Feuer, wie fälschlicherweise von mir angenommen). Die selbstbewusste Laura weiß die Fehlerquelle auszumerzen: also verschränkt sie ihre Arme vor dem Gesicht, sodass vom Gesichtsausdruck rein gar nichts mehr zu sehen ist. Ein Fuchs! „Es war gut, aber ich war auf jeden Fall nicht die Beste“, resümiert sie ihre Leistung und trifft zumindest mit ihrer Vermutung „nicht die Beste gewesen zu sein“ ins Schwarze. 

 

You better work

 

Zur Strafe für die Unsportlichkeit werden die Models am Tag darauf von einem Personal Trainer mit Megafon geweckt. Das funktioniert zwar nicht, macht aber trotzdem Eindruck. Dürfte Heidi seit der letzten Verwendung im Jahr 2018, als sie 50 Models aus 700 Metern Entfernung begrüßte, verabsäumt haben, die Batterien auszuwechseln. Beste Gelegenheit für Duracell, als neuer Werbepartner mit an Bord zu kommen, jetzt wo beim Sieg nicht einmal der Preis einer Markenbotschaft für Venus, Palmolive oder sonst was herausspringt.

 

Für den Finalwalk helfen die neu gewonnenen Muskeln aber nichts – denn da müssen die Models ihren Weg durch einen Motocross-Parcours meistern. Was man eben so macht im Modelbusiness. „Egal was passiert, ihr geht einfach weiter“, werden sie instruiert. Kopf ab, weiter gehen. Klappt bei Hühnern schließlich auch. Doch die Sorge ist unbegründet – wurden alle Abläufe monatelang, wie Heidi beteuert, vom Stuntteam geprobt und getestet. So wie beim Vertical Catwalk und der funktionierte auch einwandfrei, hätte man den Schwerpunkt richtig berechnet. Und so findet die Action-Woche für die meisten ein glimpfliches Ende – außer für die selbstbewusste Laura, die nach ihrem Shooting noch der Auffassung war, dass ein verpatztes Foto wohl längst kein Ausschlusskriterium sei. Außerdem für die weniger selbstbewusste Valeria und für Alina, die uns zumindest mit ihrer finalen Box-Pose in Erinnerung bleiben wird.

 

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