Let's Dance 2020 - Staffelauftakt

Ich gebe zu – ich bin eine klassische „Let’s Dance“-Jungfrau und konsumiere das Format heuer ausschließlich deshalb, weil ich es einer meiner Leserinnen versprochen habe. Und nein, ich performe hier keine Danni Büchner 2 Punkt Null, sondern habe dieses Versprechen tatsächlich – sogar schriftlich – der lieben Livi (ein leicht gequältes Hallo an dich!) verabreicht. Und was soll ich sagen? Angesteckt hat mich in diesen Tagen nur ein grippaler Infekt, jedoch leider nicht das Tanzfieber und doch schildere ich hier in einer Art Live-Ticker meine Eindrücke von der Auftaktfolge „Let’s Dance“ 2020!

 

Hello, it’s me

 

Folge eins steht unter dem Motto „Die große Kennenlern-Show“, was mich durchaus dankbar stimmt. Habe ich, ambitionierte Autorin, mich weder vorab über die Abläufe dieser Sendung noch über die TeilnehmerInnen informiert. Doch siehe da! Kenne ich vermutlich mehr der Stars und Sternchen als das tatsächliche Zielpublikum 49 plus. Da wäre Luca Hänni (Gewinner „DSDS“ und „Dance, Dance, Dance“), Sabrina Setlur (ehemaliger „Global Gladiator“), Ailton (Dschungel-Kandidat 2012), Laura Müller (Freundin von Dschungel-Kandidat Michael Wendler), Moritz Hans („Ninja Warrior Germany“) und John Kelly (hoffnungsloser „Dancing on Ice“-Fall) – soll noch mal einer sagen, mein Castingshow-Wissen wäre für nichts gut.

 

Selbst in der Jury entdecke ich bekannte Gesichter: Ex-GNTM-Catwalk-Coach Jorge González, der jetzt neuerdings Japaner zu sein scheint. Soll mir recht sein – verstanden hab ich ihn sowieso noch nie.

 

Der erste Moment der Verwirrung poppt auf, als zur Begrüßung der Fachjury der von Prosieben vereinnahmte Robbie-Williams-Hit „Let me entertain you“ gespielt wird – wird sich die ProsiebenSat1Puls4-Gruppe bei all dieser Show-Mischkulanz jetzt nicht auch noch RTL unter den Nagel gerissen haben? Aber nein – Ideenklau ist auf beiden Seiten hoch im Kurs, also geht „Let’s Dance“ – weil es gerade so trendy ist – auch mit einer Transgender-Kandidatin der „Next-Topmodel“-Maschinerie an den Start. Allerdings aus Holland, weil die aus Deutschland bei Heidi bisher noch nichts reißen konnten – bis auf einen letzten Platz im Dschungelcamp. (Grüße an Giuliana Farfalla an dieser Stelle).

 

Mein erster Aha-Effekt ist, dass die Auswahl der – für mich ohnehin völlig unbekannten Profitänzer – erst im Zuge der ersten Sendung erfolgt. Könnte mir nichts wurschtiger sein. Ich suche stattdessen nach weiterer Prominenz und finde sie mit Ex-GNTM-Juror Thomas Rath und Ex-GNTM-Finalistin Rebecca Mir im Publikum. Dass die keine Folge mehr verpasst, in der Schatzi Massimo Sinato die Hüften mit einer anderen Dame schwingt, wundert mich nach ihrer persönlichen „Let’s Dance“-Erfahrung nur wenig. Aber kein Grund zur Eifersucht – hat sich der Liebste mit Lili Paul-Roncalli eh nur die attraktivste und gelenkigste Tanzpartnerin dieser Staffel ausgesucht.

 

Von geriatrischen Gruppentänzen und entblößten Intimbereichen

 

Langsam wird mir das Konzept der Kennenlern-Show bewusst – man zwingt jeweils drei KandidatInnen zu einem leicht beschämenden Gruppentanz, der mich an die Nachmittagsbespaßung eines Seniorenheims erinnert und ergreift davor die Chance, die „Promis“ vorzustellen. (Kann nicht jeder so konsequent wie ich jedes Schas-Format dieser Welt verfolgen.) Ulrike von der Groeben ist jedoch entsetzt, bei einem solch hohen Promistatus wie dem ihren, dem Publikum tatsächlich noch erklären zu müssen, wer sie ist. Ich an meiner Stelle google ihren Namen zum mittlerweile dritten Mal und er ist mir immer noch nicht geläufig. Spätestens auf der Tanzfläche habe ich dann das Gefühl, dass es doch Klick macht – allerdings nur aufgrund der irritierenden Ähnlichkeit mit Austro-Astrologin Gerda Rogers. Wobei die konsequent davon Abstand hielt, bei der ORF-Variante „Dancing Stars“ nur eine Seite ihres Schambereichs zu bedecken.

 

Die Walzer-Einlage von Gruppe zwei – bestehend aus einer Fußballerin, einem Superhändler, der nicht Markus Reinecke ist, und Ninja-Warrior Moritz Hans – lässt mich annehmen, dass diese CBD-Läden, die selbst im ersten Wiener Gemeindebezirk an jeder Ecke aus dem Boden schießen wie Pilze, gerade nicht nur in Österreich einen Boom erleben.  Anders kann ich mir nicht erklären, warum die Performance eher als Musikvideo für „Jede Zelle meines Körpers ist glücklich“ getaugt hätte, als für das Parkett am Wiener Opernball. Und dann! Endlich ein Lichtblick, der mein Auge erfreut! Ein Milka-Werbebanner, der sich dezent über das gesamte Fernsehbild erstreckt. Es gibt jetzt also auch dunkle Schokolade aus dem Hause Milka zu kaufen.

 

In Gruppe drei tanzen die geschobenen Partien, nämlich eine Tochter von …, die Freundin von … und der Schauspieler von … auch bekannt als Lili Paul-Roncalli, Laura Müller und Tijan Njie, dessen Namen ich copy pasten musste, um ihn endlich richtig zu schreiben. Ich wünsche dem Moderationsduo viel Spaß an dieser Stelle beim Aussprechen. Laura versucht das unbedarfte Publikum erst noch anderweitig zu überzeugen, was ihre Quelle der Prominenz betrifft: „Man kennt mich vielleicht aus der Februar-Ausgabe des Playboy …“ Logo! Genau daher kennt sie das an Standardtänzen interessierte Publikum. Standardtanz und Tittensuppe – zwei Dinge, die immer einhergehen.

 

Ilka Bessin alias Cindy aus Marzahn erntet von mir alle vorhandenen Sympathiepunkte – sollte sie sich nicht völlig daneben anstellen, nominiere ich sie hiermit offiziell fürs Finale. (Vierzehn Sekunden später …) Nimmt man weiterhin Abstand von Hebefiguren, steht Ilkas ehrenwertem dritten Platz nichts im Wege.

 

Noch ein Aha-Effekt: Ailton hat seit seiner Dschungelcamp-Teilnahme vor acht Jahren noch immer nicht besser Deutsch gelernt. Aber zumindest bittet er das Publikum nicht mehr ab Tag eins hinausgewählt zu werden. Fragt sich nur, aus welcher Show er, in Anbetracht der mehr als ausbaufähigen Quickstep-Performance, unbeschadeter heraustreten wird.

 

Conclusio

 

Mein Fazit zu „Let’s Dance“: es liegt mir eindeutig zu viel Liebe in der Luft. Ständig wird sich liebkost, geherzt, und Komplimente ausgesprochen. Die Verpartnerung von Promi und Profitänzer erinnert an Wiedervereinigungsszenen in Pearl Harbor 1941 – nur hatten die zumindest einen militärischen Luftangriff hinter sich. An sich kann ich dem biederen Tanzgenre nicht allzu viel abgewinnen, es sei denn, es ist gepaart mit Ilka Bessin, die eine Wuchtel nach der anderen raushaut, und Daniel Hartwich, auf den sowieso immer Verlass ist. Schön ist aber, zur Abwechslung einmal ein Abendprogramm zu genießen, in dem nicht dauernd gestritten wird (siehe „Der Bachelor“, „Temptation Island“, „DSDS“ und Co.). Hab ich mir das bisschen Harmonie auch einmal verdient und morgen ist so oder so wieder Dauerstress bei DSDS an der Reihe, wo’s dann wieder ganz nach meinem Geschmack heißt: „Let’s Fetz“.

 

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