Germany's Next Topmodel - Staffel 15 Folge 10

Yihaaa! In Woche zehn findet rohe Gewalt endlich ihre gesellschaftliche Akzeptanz. Denn um gut abzuschneiden, gilt es diesmal der Konkurrenz als Cowboy verkleidet eins über die Rübe zu ziehen. „Ach du Schande, hoffentlich krieg ich das hin“, sorgt sich Lijana deren permanente verbale Schelten in meinen Augen das weit brutalere Übel sind als einmal mit der Bratpfanne eins auf den Hinterkopf zu bekommen.

 

Wenn WWW mal nichts mit dem Internet zu tun hat

 

Für den großen „Wild Wild West“-Videodreh müssen die Models lernen, sich gegeneinander kameratauglich an die Gurgel zu gehen. Um Verletzungen vorzubeugen, reist extra ein zweiköpfiges Stunt-Team an. Wobei es klüger gewesen wäre, die beiden schon zwei Tage früher zur Geschenkevergabe zu bestellen, um Larissa vor ihrem beinahen Hals- und Beinbruch zu bewahren. Da es sich bei der Kampf-Challenge wieder um Teamarbeit handelt, verrät Intelligenzbestie Lijana dem Prosieben-Team vorab, dass sie sich ja jede Kollegin als Partnerin vorstellen kann – nur nicht Maribel. Welch göttliche Fügung sie gleich ereilen wird, kann sich an dieser Stelle jeder denken. Nur Lijana scheinbar nicht. Die ist tatsächlich überrascht, als man ihr plötzlich Maribel an die Seite stellt. Fragt sich nur, wer von den beiden mehr gestraft ist. Als dann aber auch noch eine ganze Moderationskarte voller Text dazukommt, ist bei Lijana Schluss mit lustig. Jetzt muss sie Maribel so richtig hart rannehmen. War sie nämlich sonst immer so zuvorkommend und verständnisvoll zu ihr.

 

Nastya schafft es, sich auch ohne Lijanas Hilfe im Cowboy-Vibe einzufühlen. Mag aber auch Heidi Klum geschuldet sein, die seit ihrer Ankunft am Western-Set jeden Winkel mit einem inbrünstigen „Yihaaa“ markiert. Andererseits hat man sich bei der Shooting-Location wirklich nicht lumpen lassen. Muss diese ja auch Starfotograf Mario Schmolka gefallen. Der hatte sie nämlich alle schon vor der Linse: Lena Gercke, die GNTM-TeilnehmerInnen von letzter Staffel und nochmal Lena Gercke. Ihr seht also – wahnsinnig vielseitig der Typ. Und weil er so vielseitig ist, tut er nicht einmal so, als hätte er bei der Herstellung des One-Take-Spots irgendeine Funktion und schaut sich stattdessen das Spektakel gemütlich mit Heidi Klum auf einem Monitor an. Hat David Guetta auch schon lange aufgehört, bei einem Live-Event irgendwo rumzuschrauben, um einen kreativen Arbeitsprozess vorzugaukeln. Allerdings hätte man dann statt Top-Verdiener Schmolka auch gleich Schulfotograf Werner engagieren können und das Geld lieber in einen „Fussl“-Werbeblock weniger investiert.

 

And the Oscar goes to ...

 

Für alle, die Heidis Model-Curriculum hinterfragen, erklärt diese eindringlich den Hintergrund des Video-Drehs: „Als Model muss man wandelbar sein. Man wird ja vielleicht auch mal für einen Film gebucht!“ So wie sie, die in all ihren tragenden TV- und Kinorollen ausschließlich sich selbst mimte. Kleines Chamäleon. Lijana geht indessen in ihrer Rolle als staatlich geprüfte Nervensäge auf. Ist sie davon überzeugt, dass Heidi ihr absichtlich die verantwortungsvolle Aufgabe übertragen hat, aus dem Gringo-Entlein Maribel einen ansehnlichen Aggro-Schwan zu zaubern, weil einzig und allein eine Lijana zu solchem fähig ist. Während ich noch über diese selbstzentrierte Wahrnehmung lache, bestätigt Heidi diese plötzlich. Und erklärt Lijanas und Maribels Leistung auch noch zur besten des Tages. Sind wir mit Corona aktuell wirklich noch nicht genug gestraft.

 

Als sich das verzogene Gör Maribel dann nicht mal bei Lijana für ihre hingebungsvolle Arbeit bedankt, rastet die Mutter Theresa des Topmodel-Casts aus. „Auch Heidi hat gesagt, du sollst dich bei mir bedanken!“, ärgert sich Lijana, die noch immer der Überzeugung ist, mit dieser Art auf vollstes Verständnis beim TV-Publikum zu stoßen. Ich checke ihre Follower. Noch immer 28 Tausend. Als kleiner Vergleich: Selbst Schattenpflanze Vivian hat eine treue Anhängerschaft von 39 Tausend hinter sich. Nur Busenfreundin Larissa kann unter den noch verbliebenen Kandidatinnen noch weniger verzeichnen – und auch das spricht Bände.

 

Lipsync for your life

 

Jetzt wo TikTok in Zeiten der Zwangsquarantäne so richtig Saison hat, wird auch bei GNTM zur Entscheidung gelipsynct. Lijana bekommt den Rihanna-Song „Only Girl“ und freut sich. Hat sie diesen sehr geliebt, als sie klein war. Geht mir genauso, nur war ich gefühlte 25 als der Song viral ging. „Man merkt, dass Heidi ihre Models kennt”, schwärmt Lijana, wobei ich erst dann begeistert bin, wenn Heidi das auch noch zwei Wochen nach Drehschluss tut.

 

Gastjuror ist Designer Jeremy Scott, Creative Director von Moschino. Wenn auch ich diese Marke aus Geschmacksgründen nicht trage, so weiß ich jetzt wenigstens wie man sie ausspricht. Selbstverständlich erkennt, trotz gegenteiliger Behauptung, keines der Models den Star-Designer. Und doch weiß ihn Nadine schnell einzuschätzen: „Der hat schon eine Faust hinter den Ohren …“, sagt sie und dürfte sich seit dem Videodreh noch immer im Kampfmodus befinden oder aber Sprichwörter allgemein nicht korrekt anwenden können. Selbiges Schicksal ereilt Heidi, die glaubt, dass Komplimente „runter wie Butter“ gehen. Öl wäre das Wort, das sie sucht, aber woher soll das eine Frau wissen, die bis auf magere Hühnersuppe keine einzige Speise selbst zubereiten kann.

 

Am Ende heißt es bye, bye, Bianca. „Der Traum vom Topmodel zerplatzt wie eine Seifenblase“, klagt sie und schafft es zum Abschluss der Folge wenigstens eine Redewendung korrekt wiederzugeben. Anders als das trauernde Model ziehe ich jedoch viel Positives aus dem Rauswurf: Hat sie zurück in Deutschland nun die einzigartige Möglichkeit, ihren Vokuhila ganz ohne Sozialkontakte rauswachsen zu lassen. Und das ist auch schon viel wert.

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