Niko Griesert ist "Der Bachelor" - Folge 1

Wenn man sich die körperliche Nähe schon nicht in freier Wildbahn holen kann, dann zumindest im „Zirkus der Liebe“ ab dem 20. Jänner in RTL. Denn ein neuer Bachelor ist nach den vielversprechenden Ergebnissen seiner 10 Vorgänger auf der Suche nach einer Partnerin fürs Leben. Ohne die Vorfreude zu trüben, sei hier nur angemerkt, dass selbst „Schwiegertochter gesucht“ eine erfolgreichere Vermittlungsrate aufweist. Aber spätestens im Inzucht-Pool der Bachelor-Fortsetzungsformate sollte es dann auch für Niko und den Rest der gescheiterten Liebessuchenden klappen. So lange er nicht wie Schmuse-Bachelor Sebastian Preuss versucht, im Anschluss an die verpfuschte Ausstrahlung mit homophoben Scherzen zu punkten.

 

Die Gehirnerschütterung vom Kopf schütteln

 

Es wird also wieder emotional, sexy und nicht zuletzt total geistreich! Gut für mein scheinbar viel zu limitiertes Kontingent an Redenwendungen, das sich im Laufe einer jeden Episode um ein paar zusätzliche Schätze erweitert. Etwa als bereits in Folge eins die eine Mitstreiterin der anderen droht, „ihr die Gehirnerschütterung vom Kopf zu schütteln“. War mir dieser medizinische Eingriff bisher nur als bewährte Methodik bei verrutschten Ohrkristallen bekannt, aber ich bin ja kein Arzt und alternativen Heilmethoden keineswegs abgetan.

 

Insgesamt 22 weibliche Exemplare wollen es also heuer wissen. 17 mit physischer Anwesenheit. 5 mit dem notwendigen Mindestabstand via iPad in Corona-Quarantäne. Ist das sowieso viel näher dran am echten Leben, als sich direkt in Fleisch und virenbelastetem Blut gegenüberzutreten, bevor man nicht 250 Whats-App-Morgengrüße und ebenso viele hartnäckig gefilterte Selfies ausgetauscht hat. Es heuer so „real“ wie nur geht zu machen, ist nämlich eine weitere Innovation dieser Staffel. Deshalb – und nur deshalb – beginnt die Suche nach der wahren Liebe erstmals in der deutschen Bundeshauptstadt, die der Bachelor total „real“ mit seinem Privat-Hubschrauber überfliegt und dabei nicht mal einen Mund-Nasen-Schutz trägt. Niko, der es dennoch spannend machen möchte, grübelt: „Ich glaube, dass man am Anfang noch nicht weiß, wo die Reise hingeht.“ Doch, mein Lieber. Man weiß es. Deutschland und keinen Centimeter weiter. Außer man wertet Dubai als 17. Bundesland, wo sich die deutsche Influencer-Szene aktuell annähernd stark verbreitet wie die britische Covid-Mutation im Rest der Welt.

 

„Ich hab‘ mich so gefreut, dass wir in Deutschland sind“, enthüllt der IT-Projektmanager mit den ausgeprägten Wangenknochen jetzt aber doch. Hätte er woanders auch Gefahr laufen können, seiner amerikanischen Ex plus Kind über den Weg zu laufen. „Ja, ich habe eine Tochter“, gesteht der Bachelor auf einem weißen Piano spielend. Lassen sich schlechte Nachrichten, wie schon Jan Böhmermann in seinem „Neo Magazin Royale“, am besten mit einem kleinen Lied überbringen. „Es ist das beste, was mir je passiert ist“, setzt er nach – sich entweder auf das Kind oder dessen entfernten Wohnort USA beziehend. „Das wichtigste ist, dass sie weiß, dass ich sie liebe.“ Recht hat er! Wird ein väterlicher Höflichkeitsbesuch pro Quartal sowieso überbewertet und ist in diesem Fall der CO2-Belastung ohnehin nicht zuträglich.

 

„Paul ist für mich so ne Erdbeere“

 

In einem stillgelegten Club soll der Bachelor auf seine wolllüstigen Wunderweiber treffen, aber zuerst muss er sich mit der musikalischen Untermalung von „Here we are, don’t turn away now – We are the warriors that built this town“ episch seinen Weg über den roten Teppich bahnen. In Anwesenheit einer freitäglichen Berghain-Menschenmenge wäre das durchaus eindrucksvoll. So leergefegt allerdings etwas überdramatisch. Wobei in Pandemie-Zeiten einen Club aufsuchen, wahrhaftig lebensbedrohlich sein kann.

 

In gewohnter Manier fahren die Damen, die es geschafft haben, sich im Vorfeld nicht mit Corona anzustecken, in ihrer Limousine vor und haben die Möglichkeit sich dabei von ihrer interessantesten Seite zu präsentieren. „Ich kann Namen schmecken“ behauptet Maria, deren eigener Name dann wohl nach Weihwasser munden sollte. „Thomas schmeckt zwischen den Zähnen nach Erdnuss. Und Paul ist für mich so ne Erdbeere!“ Blöd nur, dass der Bachelor weder Thomas noch Paul heißt, es aber für Niko auch ganz bestimmt eine sinnbefreite Assoziation geben wird. „Vielleicht ist er der Vater meiner Kinder“, freut sich einstweilen eine andere im Auto. Dass er’s kann, wissen wir ja zumindest. Melissa, die selbsternannte „Fußballer-Barbie“, versucht den Bachelor mit Aberglauben von sich zu überzeugen. „Aller guten Dinge sind drei“, verrät sie. Nicht wissend, im zweiten, statt wie vermutet im dritten Wagen, vorgefahren zu sein. Dabei sollten für die straighte Business-Lady, die ihren Beruf als „seriöse Bankfilialleiterin“ beschreibt, doch gerade Zahlen kein Problem darstellen. „In den letzten Jahren war der Fokus auf Karriere“, gesteht sie. Und dürfte sich jetzt eher auf den Absturz konzentrieren. Eine andere Dame liebt es mit dem „Motorrod“ unterwegs zu sein – ein Vehikel, das mir zumindest in dieser Schreibweise noch völlig unbekannt war. Stefanie-Desiree, die den Bachelor zum Gruß in eine Chilli beißen lässt, mag es auch sonst brenzlig und spielt bestimmt jede Woche Lotto. Oder einmal die Woche, so sicher ist sie sich dann auch nicht. Und der Unterschied in diesen zwei Aussagen doch sehr frappant.

 

Das nächste Mal Plastikbecher

 

Als Hannah noch dabei ist mit dem Bachelor im Eingangsbereich Yoga zu praktizieren, schüttet im Aufenthaltsraum die erste Lady den Inhalt ihrer Champagnerschale aus. Wird diese Glasform im Laufe des Abends noch einigen zum Verhängnis werden. Besonders Maria, deren bodenlanges Kleid den Inhalt einer ganzen Magnum-Flasche aufsaugen wird müssen. Kommen die Twens der 2020er Jahre nur noch mit mundgerechten Waterdrop-Trinkflaschen zurecht, für die es zumindest einen Rabattcode gibt. Noch ärgerlicher ist dann nur die Erkenntnis, dass Kandidatin Michèle dem Bachelor keine Unbekannte ist. Haben die bereits vor Jahren auf Instagram geschrieben! Ein Skandal, der bestimmt nichts damit zu tun hat, dass Michèle die mit Abstand Attraktivste in dem Raum ist. Während sich hier also die ersten Allianzen bilden, habe ich meine Top 3 für’s Finale gefunden: Instagram-Schuft Michèle, Lena-Gercke-Verschnitt Laura und Natural-Girl Michelle alias „Mimi“. Ob ich Recht behalten werde? Bleiben wir dran.

 

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