Niko Griesert ist "Der Bachelor" - Folge 2

Nachdem sich zumindest ein Teil der Bachelor-Anwärterinnen in Folge eins leibhaftig vorgestellt hat, darf dieser zu Beginn der zweiten Folge endlich die Ladies-Villa besiedeln. Glücklicherweise ist die total Kim-Virginias Stil: „Alles mega groß hier“, lobt die Dame, die – was die eigene Optik betrifft – auch nicht gerade auf die Ausgewogenheit der Proportionen achtet.

 

Bis dass der Tod uns scheidet …

 

Kaum angekommen, steht auch schon das erste Einzel-Date auf dem Programm, zu dem sich Polin Mimi und Bachelor Niko Händchen haltend begeben. Gewagt für ein Paar, das sich nachweislich keinen gemeinsamen Haushalt teilt, aber einen Knuffelcontact wird man wohl auch in der Bundesrepublik noch haben dürfen. Oder 22.  Aus Sicherheitsgründen hat die Redaktion dennoch eine Freiluft-Aktivität für die beiden vorgesehen – fängt man sich Corona ganz gleich welchen geografischen Ursprungs bei einem Sturz aus einem Hochhaus nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit ein. Kennenlernen tut man sich dabei zwar auch nicht wirklich, aber wenigstens verleiht es dem Liebesschwur „bis dass der Tod uns scheidet“ eine nicht ganz so unschätzbare Dauer. Da Mimi jedoch kein Freund der Höhe zu sein scheint, versucht ihr der Bachelor als wahrer Gentleman die Ängste zu nehmen. „Sie muss sehen, dass es sicher ist“, nimmt er sich vor. Wobei sie es auch sehen würde, wenn es das nicht ist. Dann müsste sie halt notfalls mit einem anderen dinieren - mit dem Produktionsleiter oder irgendeinem Ersatz-Bachelor, der arbeitssuchend durch Berlin taumelt.

 

Da Aufzüge sowieso die Infektionsquelle Nummer eins sind, wagen Mimi und Niko also den Sprung in die Tiefe und ersparen sich dabei den Mund-Nasen-Schutz beim Verlassen des Gebäudes wieder aufsetzen zu müssen. Sind wir mit dem ganzen Corona-Zeugs echt genug konfrontiert und freuen uns als Zuseher*innen wenn zumindest irgendjemand sein wohlverdientes Abendessen auch innerhalb eines Lokals einnehmen darf. Mimi ist im siebten Himmel: „Von dem Date werde ich noch meinen Kindern erzählen!“ Apropos Kinder! Vielleicht ein guter Zeitpunkt für Niko das eigene zu erwähnen? Nicht doch, der Bachelor fokussiert sich lieber auf Naheliegenderes und fragt Mimi ob sie trinkfest ist. „Ja!“, antwortet die voller Vorfreude auf die Pulle Sekt, die dekorativ im Weg rumsteht, woraufhin der Bachelor ihr immerhin zwei Centimeter Schaum ins Glas gießt. Ein Genuss, der nicht einmal bei einer asiatischen Baumwanze einen Schwipps verursachen würde, aber gut. Wollen wir mal nicht der Völlerei frönen.

 

Mr. Mc Steamy

 

Auch beim zweiten Date wird es feuchtfröhlich – diesmal allerdings nicht im übertragenen Sinn. Lädt der Bachelor zum gemütlichen Abendessen ins Hallenbad. Nicht aber in die Kantine (haben wir ja immer noch Corona), aber in die Mitte eines Swimming-Pools. Ganz nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“. Und ich dachte noch das „Bachelorette“-Abendessen mitten im Meer wäre an Absurdität nicht zu übertreffen gewesen. „Wow, mega, total schöön!“, freuen sich jedoch Instagram-Bekanntschaft Michèle und eine Person namens Nadine, die zwar nichts essen, aber dank der intensiven Dämpfe mit geöffneten Poren relativ rasch wieder heimgehen wird dürfen.

 

Mimi schmeckt das wiederum gar nicht, dass ausgerechnet Namensvetterin Michèle jetzt ein Einzeldate abgeräumt hat. Lästern will sie nicht – sind ja noch Kameras da. Also weist sie diese darauf hin, jetzt nicht gefilmt werden zu wollen. Wird man wohl noch auf ein bisschen Privatsphäre bestehen dürfen. Dafür dass sie sich hier in einem der letzten Reality-Urgestein-Formate befindet, in dem die Sanitäranlagen nicht nur mit verschließbaren Türen, sondern auch ohne Kameras ausgestattet sind, schon etwas unverschämt. Aber da sieht man wieder - reichst du einer den kleinen Finger, will sie gleich die ganze Hand.

 

Talk deep to me

 

Da der Bachelor heuer keine eigene Villa zu haben scheint, in der er mit freiem Oberkörper und in Zeitlupe durch die Gegend wandert, hat er in Woche zwei genügend Zeit mit einer Vielzahl weiterer Damen das intensive Gespräch zu suchen. „Bist du so ne Heizung“, fragt etwa Anna, die gut beraten wäre, im Winter nicht mit Schlapfen das Haus zu verlassen. „Was ist für dich Liebe“, möchte der Bachelor danach von Hannah wissen, die darauf auch noch die perfekte Antwort weiß: „Wenn ich meinem Partner den letzten Bissen Döner abgebe“. „Du weißt nicht, was du gerade gesagt hast“, freut sich Niko, der seine Liebe gerne in Form seines letzten Pizza-Stücks ausdrückt. Romantik-Level: Jane Austen. An einem gewissen Punkt offenbart Niko sogar sein kleines Tochter-Geheimnis, das bei Anna auf vollstes Verständnis stößt. Hat sie sich mit 21 ja auch einen kleinen Hund zugelegt. Und Verantwortung ist immerhin Verantwortung.

 

Nacht der Trostlosen

 

In der zweiten Nacht der Rosen gibt es einen ersten Restock an Bachelor-Kandidatinnen. Es gesellen sich die Quarantine-Girls Linda und Denise dazu. Ein Glück – bringt die selbsternannte Königin Linda endlich etwas Realitätsnähe in die Bude. „Macken? Ich hab‘ keine Macken“, sagt sie, um dann zwei Minuten später aus dem Auto zu stolpern. „Ich bin sehr freundlich“, erklärt sie außerdem und droht die Konkurrenz aus dem Weg zu boxen, sollte eine es wagen, ihr Gespräch mit dem Bachelor crashen. „Auf jeden Fall ein Temperamentsbolzen“ resümiert eine, bei der Lindas freundliches Gemüt scheinbar besonderen Anklang findet. Mit ihrer willensstarken Art überrascht plötzlich auch Künstlerin Esther. „Du bist so eloquent“, schmeichelt Niko ihr, wobei sich Esther nur darüber erfreut zeigt, dass der Bachelor das Wort „eloquent“ kennt. Erwartungshaltung nach Boxbirne Sebastian offensichtlich super-low. Als hätte Niko „mach doch keine Fisimatenten (= Blödsinn), Esther“ gesagt und nicht etwas, das im Wortschatz eines jeden Pflichtschülers des 21. Jahrhunderts geläufig sein sollte. Hagestolz (= Junggeselle) Niko fühlt sich dennoch geehrt und lässt Esther zu seiner eigenen Überraschung eine Runde weiter. Anders ergeht es Synästhetikerin Maria, die künftig andere Namen als den des Bachelors schmecken wird müssen, und Nadine, die sich einem Pool nie wieder annähern wird können, ohne dabei unsäglichen Hunger zu verspüren.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0